Lange Warteschlangen bilden sich vor dem provisorischen Regierungsgebäude in Liestal. Es ist sowas wie der Black Friday in der Baselbieter Politik. «Ich schäme mich etwas. Seit 8 Uhr am Morgen bin ich hier», sagt ein Mann in der Warteschlange. Unterdessen zeigt die Uhr auf 17 Uhr, es dunkelt ein.
Verschiedene Designermöbel sind äusserst günstig zu haben. Eine Frau konnte zum Beispiel einen Sessel des Architekten Le Corbusier ergattern. «Alle wollten den haben, die waren auch zuerst weg. Zack, weg waren sie. Ich habe Glück gehabt.»
«Die Möbel sind hier sogar noch günstiger als in der Brockenstube. Und sie haben auch noch eine politische Geschichte», sagt ein Mann. Alte Sitze aus dem Landrat, dem Baselbieter Parlament, wechselten zum Beispiel für 20 Franken pro Stück den Besitzer.
Für Polstergruppen oder Designersofas mussten Interessierte ein paar Hundert Franken aufwerfen. Die meisten hielten in der «Polit-Brocki» Ausschau nach einem Sessel fürs Büro oder etwa einem Sofa für die WG.
Beliebtes Polit-Inventar
Unter den Besucherinnen und Besucher waren auch einige bekannte Gesichter aus der Politik. So etwa die Landrätin Anita Biedert: «Ich glaube zwar nicht, dass ich gerade meinen eigenen Stuhl ergattern kann. Aber auch ein anderer Parlamentssessel würde gut in mein Büro passen.» Ein Souvenir, das Biedert gerne ihren Grosskindern zeigen würde. «Ich möchte ihnen zeigen, dass ihr Grossi auf einem solchen Stuhl Politik gemacht hat.»
Das alte Polit-Inventar ist beliebt. Entsprechend pessimistisch gestimmt steht die Baselbieter Nationalrätin und ehemalige Landrätin Florence Brenzikofer an: «Es sieht nicht gut aus für ein Erinnerungsstück aus dem Landratssaal. Ich stehe zu weit hinten in der Schlange.»
Für mich ist es auch ein Zeichen, dass die Politik eine gewisse Bedeutung hat.
Denn klar ist, die Regeln sind für alle gleich. Auch Politikerinnen und Politiker müssen brav anstehen wie alle anderen. «Wir haben über 100 Stühle zum Verkauf. Pro Person gibt es maximal zwei Möbel, sodass es für möglichst viele Interessierte reicht», sagt Regierungssprecher Nic Kaufmann.
Nach rund einer Stunde war der Landratssaal ausverkauft – das Interesse war gross. Der zweite Verkaufstermin findet nicht mehr statt. Regierungssprecher Nic Kaufmann freut sich über das grosse Interesse: «Klar, die Möbel sind günstig. Aber es ist auch ein Zeichen der Wertschätzung der politischen Institutionen gegenüber.»