Der Kanton Graubünden lancierte im Dezember einen Pilotversuch gegen den Ausweichverkehr auf der Prättigauerstrasse zwischen Davos und Landquart: Diverse Zufahrten zu den Dörfern werden gesperrt, um zu verhindern, dass Automobilisten den Stau zu umfahren versuchen.
Auch St. Galler Gemeinden betroffen
Bad Ragaz hat ähnliche Probleme. Doch: Die Gemeinde an der A13 gehört zum Kanton St. Gallen. Von der Regierung fühle man sich im Stich gelassen, heisst es in einem neuen Vorstoss aus dem Kantonsrat. Auch weitere Gemeinden wie Vilters-Wangs, Mels oder Sargans sind betroffen.
Dass Graubünden dem Ausweichverkehr den Kampf ansagte, in St. Gallen dies aber trotz Vorstoss im Februar 2022 kein grosses Thema ist, stösst sauer auf. In der im Juni veröffentlichten Antwort der Regierung sei die Situation heruntergespielt worden. Zudem sei erklärt worden, der Polizei seien «keine sicherheitsrelevanten Vorfälle» bekannt, heisst es nun in einem neuen Vorstoss von Kantonsrat Daniel Grünenfelder (Mitte).
Bad Ragaz schaut in Graubünden zu, wie es ginge
Grünenfelder sagt gegenüber Radio SRF: «In den Dörfern ist die Situation so prekär, dass man nicht mehr aus den Einfahrten kommt, dass man sich im Dorf nicht mehr bewegen kann, weil der Rückstau so problematisch ist.» Der Kantonsrat ist in Bad Ragaz wohnhaft. Die Bewohnerinnen und Bewohner der betroffenen St. Galler Dörfer nähmen frustriert zur Kenntnis, dass der Kanton Graubünden handle, schrieb der Parlamentarier.
Die Kantonsregierung übe sich in Erklärungen, weshalb sie nichts mache. Zum Beispiel, dass Polizei und Feuerwehr durch die Staus nicht behindert würden. Daniel Bühler, Kantonsrat und Gemeindepräsident von Bad Ragaz, intervenierte vor knapp einem Jahr: «Die Thematik kann nur grenzüberschreitend gemacht werden.» Nach seinem Kenntnisstand sei St. Gallen in den Projekten des Bundes und des Kantons Graubünden aber nicht involviert.
Brief an zuständige Regierungsrätin
Bühler sagt, man staune, dass die Regierung noch nicht gehandelt habe. Deshalb schrieb der Bad Ragazer Gemeinderat im Dezember einen Brief an die zuständige Regierungsrätin Susanne Hartmann. Sie war für eine Stellungnahme am Mittwoch nicht zu erreichen. Ihr Departement liess verlauten, man habe den Vorstoss zur Kenntnis genommen. Für Auskünfte sei es aber noch zu früh.
Wie will der Kanton verhindern, dass die frustrierte Bevölkerung zur Selbsthilfe greift?
Im Vorstoss von Daniel Grünenfelder heisst es weiter, man fühle sich vom eigenen Kanton «im Stich gelassen». Die Regierung solle erklären, was dagegen spreche, sich dem Pilotprojekt des Kantons Graubünden anzuschliessen und dafür zu sorgen, dass der Durchgangsverkehr auf der Nationalstrasse bleibe. Und: «Wie will der Kanton St. Gallen verhindern, dass die frustrierte und über die Politik verärgerte Bevölkerung zur Selbsthilfe greift?»