Der Gemeindepräsident von Bad Ragaz hat die Nase voll: Bei Stausituationen weichen viele Autofahrerinnen und -fahrer von der Autobahn A13 in die nahen Dörfer aus und verstopfen die Strassen. «Die Bevölkerung leidet unter der Verkehrsbelastung», sagt Gemeindepräsident Daniel Bühler. Deshalb fordert der Gemeinderat vom Bund, die Autobahnausfahrten von Chur bis Sargans bei Stausituationen zu sperren. Dies hat er dem Bundesamt für Strassen (Astra) in einem Schreiben mitgeteilt.
SRF News: Bad Ragaz klagt über verstopfte Strassen und auch die umliegenden Gemeinden kämpfen mit zusätzlichem Verkehr. Bei Zizers sind im letzten August acht Prozent mehr Autos gezählt worden als noch vor drei Jahren. Das tönt nicht nach sehr viel. Trotzdem handeln Sie jetzt. Warum?
Daniel Bühler: Wir haben festgestellt, dass sich in der Coronakrise die Mobilität verändert hat und dass die Autobahnen vor allem am Wochenende permanent verstopft sind und die Autofahrerinnen und Autofahrer die Ausweichrouten über die Kantonsstrassen benutzen.
Die Hauptstrassen sind dermassen verstopft, dass man kaum mehr leben kann in diesen Dörfern.
Das ist ganz schlecht für die einzelnen Gemeinden. Die Hauptstrassen sind dermassen verstopft, dass man kaum mehr leben kann in diesen Dörfern. Das zieht sich von Thusis hinunter bis ins Sarganserland.
In Graubünden und St. Gallen gibt es Vorstösse mit der Forderung, dass die Ausfahrten zu Stosszeiten gesperrt werden sollen. Beide Regierungen sehen keinen Handlungsbedarf. Warum soll das Astra nun zu einem anderen Schluss kommen?
Bei den Kantonen haben wir diese Anfragen vor einem Jahr eingereicht. Seither hat der Verkehr extrem zugenommen und die Bevölkerung leidet. In dieser Zeit haben auch verschiedene Regionen in ihren Agglomerationsprogrammen festgehalten, dass man dieses Verkehrsproblem angehen muss und die Autobahnausfahrten sperren sollte.
Wir müssen jetzt handeln zum Schutz der Bevölkerung.
Im letzten Jahr stellten wir fest, dass sich der Verkehr auf der Autobahn wirklich jedes Wochenende staut. Darum müssen wir jetzt handeln zum Schutz der Bevölkerung – und zwar grossräumig von der Region Viamala über die Region Imboden, Plessur, Landquart bis zum Sarganserland.
Was erhoffen Sie sich davon, dass die Gemeinden und Regionen das Problem nun gemeinsam lösen wollen?
Gemeinsam werden wir sicher stärker auftreten können als es eine einzelne Gemeinde kann. Verkehrsprobleme muss man immer regional lösen. Da muss man solidarisch sein und gemeinsam nach Lösungen streben.
Sperrungen von Ausfahrten aufgrund von starkem Verkehrsaufkommen kennt man in der Schweiz nur auf der Gotthardroute bei Göschenen. Die Situation dort lässt sich wohl kaum mit der Situation auf der A13 vergleichen oder sehen Sie das anders?
Ja, das sehen wir anders. Dort und auch in der Südostschweiz und im Süden der Schweiz geht es. Warum also nicht auch in der Ostschweiz? Es wäre auf jeden Fall ein Versuch wert. Wir haben wirklich ein grosses Problem über mehrere Gemeinden und Regionen. Um dieses Problem langfristig zu lösen, müssen wir es jetzt angehen.
Wie gehen jetzt die Gemeinden zusammen weiter – unabhängig vom Entscheid des Astra?
Wir stehen noch ganz am Anfang. Wir sind am Aufgleisen dieses Prozesses und haben begonnen, uns auszutauschen. Diese Gespräche werden wir koordinieren und zusammen versuchen, dem Astra unser Anliegen und allenfalls auch die Konsequenzen aufzuzeigen.
Das Gespräch führte David Lendi.