Bezahlbare Wohnungen sind nicht mehr nur in den Städten Mangelware, auch in den grossen Tourismusorten ist günstiger Wohnraum knapp.
Besonders prekär ist die Situation in Engelberg. «Wir sehen selbst, wie wenige Wohnungen ausgeschrieben sind», sagt Bendicht Oggier, Geschäftsführer der Gemeinde. Das Immobilienportal Homegate spuckt aktuell lediglich zwei Suchergebnisse aus. Sogar das Gewerbe beklage sich. «Sie haben Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden, weil der Wohnraum fehlt», so Oggier.
Es gibt mehrere Gründe für die Wohnungsnot der Einheimischen. Der Ort ist nicht nur wegen seiner Nähe zu den Bergen attraktiv, sondern bietet auch eine ausgebaute Infrastruktur. Für einen Bergort untypisch, können Kinder und Jugendliche in Engelberg nicht nur die Primar- und die Sekundarschule besuchen, sondern später auch das Gymnasium.
Es geht nicht darum, das Grösstmögliche hinauszuziehen. Es geht um das Wohnen für die Menschen vor Ort
Dann trägt auch die Obwaldner Tiefsteuerstrategie zu den steigenden Mietpreisen bei. Vor knapp 20 Jahren eingeführt, sucht sie schweizweit seinesgleichen. In Sarnen etwa bezahlt man laut «Vermögenszentrum» auf ein Vermögen von 25 Millionen Franken etwas mehr als 35'000 Franken Steuern pro Jahr. Zum Vergleich: In der ebenfalls steuergünstigen Stadt Zug ist es beinahe das Doppelte.
Wohnungen für Einheimische
Der Obwaldner Regierungsrat spricht bei seiner Steuerstrategie von einem Erfolg und verweist auf die Einnahmen, die zwischen 2018 und 2022 von gut 89 Millionen Franken auf über 110 Millionen angestiegen sind. Kritiker sehen das anders: Die Steuerstrategie habe Schattenseiten, wie eben die steigenden Mieten. Dies, weil sie mehr Leute in die steuergünstigen Orte lockt.
Wie eben nach Engelberg, wo die Mieten im innerkantonalen Vergleich hoch sind. Nun soll wieder mehr günstiger Wohnraum her: Das Kloster Engelberg will auf seinem Areal 70 bezahlbare Wohnungen errichten. Es nimmt das Projekt gleich selbst in die Hand und überlässt das Land keinen Investoren. «Es geht nicht darum, das Grösstmögliche hinauszuziehen. Es geht um das Wohnen für die Menschen vor Ort», sagt Christian Meyer, der Abt des Klosters. Die Idee ist nämlich, dass diese Wohnungen lediglich an Personen vermietet würden, die ihren Lebensmittelpunkt in Engelberg haben.
Volk entscheidet über Projekt
Der Wohnraum soll bezahlbar bleiben: Für eine 4.5-Zimmer-Wohnung würde das Kloster weniger als 2000 Franken pro Monat verlangen, etwa so viel wie eine Neubauwohnung vor 15 Jahren gekostet hat in Engelberg.
Für die Realisierung des Projekts will das Kloster mit der Bürgergemeinde und der Einwohnergemeinde zusammenspannen. Das heisst: Auch die Engelbergerinnen und Engelberger werden mitreden dürfen. Bei der Talgemeinde wie auch der Bürgergemeinde wird über das Projekt abgestimmt.
Baustart in eineinhalb Jahren
Bevor es zur Abstimmung kommen kann, brauche es jedoch noch weitere Abklärungen, sagt Bendicht Oggier von der Gemeinde Engelberg. «Wir werden seriös abklären, wie viele Wohnungen effektiv gefragt sind.» Trotz der vielen Stimmen, die nach mehr bezahlbarem Wohnraum verlangen, wolle man nicht einfach «ins Blaue hinaus bauen».
Die Abklärungen wie auch die folgenden Abstimmungen wollen Gemeinde und Kloster möglichst schnell abwickeln. Bereits im Herbst 2024 sollen die Baumaschinen auffahren und Ende 2026 könnten dann die ersten Mieterinnen und Mieter einziehen. Die gesamten Kosten schätzt das Kloster auf rund 50 Millionen Franken.