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«Schweizer Nobelpreis» für Erforschung von Online-Psychotherapie
Aus Rendez-vous vom 13.09.2021. Bild: zvg
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Auszeichnung für Forscher Der Mann, der Apps für Depressive auf Herz und Nieren prüft

Thomas Bergers Forschung für psychische Gesundheit im digitalen Zeitalter hilft Menschen im Alltag.

Der Marcel-Benoist-Preis ist der renommierteste Wissenschaftspreis der Schweiz. Die Auszeichnung würdigt «herausragende Forschung, die für das menschliche Leben von Bedeutung ist.» Für den diesjährigen Preisträger Thomas Berger ist dieser Aspekt besonders wichtig. «Es freut mich ausserordentlich und ich bin auch stolz, dass es von aussen offenbar auch so eingeschätzt wird, dass wir an der Uni Bern nützliche Forschung machen.»

Seit 20 Jahren erforscht und entwickelt Berger digitale Hilfsmittel für Menschen, die an psychischen Problemen wie Angststörungen oder Depressionen leiden. «Basierend auf Ergebnissen aus der Psychotherapie-Forschung haben wir Apps und Selbsthilfeprogramme entwickelt. In ihnen werden Betroffenen viel Wissen über eine spezifische psychische Erkrankung und Übungen vermittelt.»

Solche Online-Selbsthilfeprogramme oder Apps existieren im Netz inzwischen in grosser Zahl, und längst nicht alle sind wirksam. Berger hat in zahlreichen klinischen Studien untersucht, was nützt – und was nicht. «Wir haben geschaut, ob sich die Symptomatik stärker verändert, wenn man Zugang zum Programm hat, als wenn man in der sogenannten Wartelisten-Kontrollgruppe ist.»

Ohne fachliche Begleitung funktioniert es nicht

In anderen Studien hat der Forscher den Effekt konventioneller Psychotherapie mit demjenigen der Online-Programme verglichen. Eine der wichtigsten Erkenntnisse von Berger: Die Selbsthilfe-Tools funktionieren nicht von allein. Es braucht die fachliche Begleitung. «Das heisst, Personen bekommen Zugang zu einem Selbsthilfetool, aber sie werden zusätzlich wöchentlich von einer Fachperson unterstützt.»

Berger ist in Konolfingen aufgewachsen, er hat an der Universität Bern studiert und auch habilitiert. Dazwischen hat er unter anderem in Schweden geforscht, an der Universität Linköping und auch am renommierten Karolinksa Institut in Stockholm. «Dort wurde gerade eine Internetpsychiatrie aufgebaut. Da habe ich entscheidende Impulse bekommen, wie so etwas funktioniert, wie man es aufbauen muss. Das war eine wichtige Erfahrung für mich.»

Es war eine Erfahrung, die sich vor allem während Corona bezahlt gemacht hat: Bei den Online-Programmen der Uni Bern hätten sich die Nutzerzahlen verhundertfacht. Berger betont aber: «Der ganze Bereich der Onlinetherapie wurde in der Coronazeit sehr wichtig. Mit Onlinetherapie sind nicht nur die Selbsthilfeansätze gemeint, sondern auch Therapien per Videotelefonie.»

Deshalb sei für ihn der Marcel Benoist Preis auch ein Preis für die vielen Menschen mit psychischen Erkrankungen. Denn mit wirksamen Online-Tools könne Betroffenen geholfen werden, die sonst keine professionelle Unterstützung finden.

Rendez-vous vom 13.09.2021, 12:30 Uhr;

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