In vielen Schweizer Kantonen beginnen die Sommerferien. Die Lust von Herrn und Frau Schweizer auf Ferien im Süden könnte diesen Sommer kaum grösser sein. Nach den coronabedingten Einschränkungen der letzten Jahre verzeichnen die Reisebüros wieder rasant steigende Buchungszahlen.
Doch inmitten der grossen Vorfreude steigen dunkle Wolken am Horizont auf. Die Swiss und andere Fluggesellschaften gaben bekannt, dass aufgrund von Personalengpässen gewisse Flüge gestrichen werden müssen. Auch andere Flughäfen sind von diesem Problem betroffen. Vor allem an Wochenenden kam es vermehrt zu tumultartigen Szenen, weil sich die Passagiere an den Check-in-Schaltern stauten und die Abfertigung nicht nachkam. In den kommenden Wochen dürfte sich die Situation noch weiter verschlimmern.
Was nun? Es ist anzunehmen, dass viele Menschen für gewisse Strecken auf das Auto umsteigen werden. «Die Leute wollen wieder reisen», erklärt Thomas Rohrbach, Mediensprecher beim Bundesamt für Strassen (Astra). Aufgrund der aktuellen Situation sei der Umstieg auf das Auto für viele eine Option geworden. «Nebst den Problemen an den Flughäfen könnten auch mögliche rasch eingeführte Corona-Einschränkungen Gründe sein.» Mit dem Auto sei man deutlich flexibler und könnte auch sofort handeln, falls gewisse Länder erneute Massnahmen einführen würden, so Rohrbach.
Wie jedes Jahr hat das Astra eine Mitteilung über die kommenden Sommermonate herausgegeben. Auch dort ist man überzeugt, dass das Verkehrsaufkommen 2022 überdurchschnittlich hoch sein wird. «Der coronabedingte Nachholbedarf für Ferienreisen und die im Flugverkehr erwarteten Probleme dürften sich zusätzlich negativ auf das Verkehrsgeschehen auswirken.»
Einen Boom erlebt seit dem Ausbruch des Coronavirus auch die Caravaning-Branche. Im Jahr 2021 wurden fast doppelt so viele Camper zugelassen wie vor Corona. Auch im aktuellen Jahr geht der Ansturm auf die Camper weiter. «Wer jetzt noch kurzfristig ein Wohnmobil für die Sommerferien mieten will, braucht Glück, um noch ein freies Fahrzeug zu finden», erklärt Caravaningsuisse, der Schweizerische Caravan-Gewerbeverband.
Wer bei der Ferienplanung noch zeitlichen Spielraum hat, könne kurz nach der Hauptreisezeit bis zu den Herbstferien noch freie Kapazitäten finden. «Der Caravaningbranche gelingt es darum nur teilweise, aus einer aus aktuellem Anlass (Flugprobleme) erhöhten Nachfrage nach Miet-Wohnmobilen auch Buchungen zu generieren.»
Wie überfüllt werden die Strassen?
Steigt das Verkehrsaufkommen, spüren das auch die Ortschaften rund um die Nationalstrassen herum. «Wichtig ist es, bei Stau auf der Autobahn nicht auf Nebenstrassen auszuweichen.» Dieser Ausweichverkehr belaste die Menschen in den Ortschaften entlang der Nationalstrassen und führe letztlich zum Verkehrskollaps in den Regionen, so Rohrbach. Zeit gewinne man auf diese Art und Weise sowieso nicht. «Auf der Autobahn löst sich der Stau schneller auf.»
Wie hoch das Verkehrsaufkommen sein wird, darauf will man sich beim Astra nicht festlegen. Fest steht aber, dass auf den Schweizer Strassen im laufenden Jahr überdurchschnittlich viel Verkehr unterwegs ist. «Ein ähnlich hohes Verkehrsaufkommen wie über Pfingsten haben wir noch selten gesehen», so Rohrbach.
Ob der Ferienreiseverkehr 2022 in punkto Stau neue Rekordwerte erzielen wird, wird man in den kommenden Wochen sehen.