- Eine Polizeipatrouille ist nach Angaben der Kantonspolizei Basel-Stadt an Neujahr von mehreren Hundert Personen «umringt und massiv bedroht» worden.
- Dank besonnener Reaktion hätten sich die Polizistin und der Polizist in Sicherheit bringen können.
- Der Darstellung der Polizei widersprechen jedoch Augenzeugen vor Ort.
Der Vorfall ereignete sich laut einer Mitteilung der Kantonspolizei Basel-Stadt am frühen Neujahrsmorgen in Kleinbasel. Die erfahrenen Polizisten seien am Lindenberg unvermittelt von Personen umringt worden. Man habe massiv auf das Fahrzeug eingeschlagen, sagte Stefan Schmitt, der Mediensprecher des Justiz- und Sicherheitsdepartements des Kantons, zu SRF News. Die Angreifer seien der linksextremen Szene zuzuordnen, so Schmitt weiter.
Gerettet hätten sich die Polizistin und der Polizist, indem sie vorsichtig weitergefahren seien. Physisch verletzt wurden die Einsatzkräfte nicht, wie Schmitt sagt.
Die Angreifer hätten das Patrouillenfahrzeug stark beschädigt, wobei die Scheiben des Polizeiwagens aber intakt geblieben seien. Die Polizistin und der Polizist befanden sich auf Patrouillenfahrt. Ein Strafverfahren ist eingeleitet worden.
Augenzeugen widersprechen der Polizei
Nachdem die Polizei diesen Vorfall publik gemacht hatte, tauchten auf sozialen Medien jedoch Meldungen auf, welche der Darstellung der Polizei widersprechen.
Auch gegenüber dem «Regionaljournal Basel» von Radio SRF sagten mehrere Personen unabhängig voneinander, dass kein Angriff auf die Polizei stattgefunden habe. «Ich stand drei, vier Meter daneben und habe nichts von einem Angriff mitbekommen», sagt Marco Imwinkelried.
Es habe zwar einzelne Tritte gegen das Polizeifahrzeug gegeben, sagt Juso-Mitglied David Portmann. «Aber das Fahrzeug konnte normal weiterfahren.» Die Augenzeugen wundern sich vielmehr, weshalb das Fahrzeug sich einen Weg durch die Menschenmenge bahnen wollte. Es habe keinen Grund gegeben, dort durchzufahren.
Polizeisprecher Schmitt bleibt bei der Dartstellung, wonach die Patrouille angegriffen wurde. «Das Fahrzeug wurde unvermittelt umringt und die Polizisten bedroht.» Dies sei auch am Fahrzeug zu erkennen, das massiv beschädigt worden sei.
Polizeidirektorin spricht von «normaler Patrouillentätigkeit»
Auch Polizeidirektorin Stephanie Eymann (LDP) meldete sich am Tag, nach dem Zweifel an der Darstellung der Polizei aufgekommen waren, zu Wort. Die Diskussion, die nun entstanden sei, gehe in eine komplett falsche Richtung: «Es erinnert mich an den völlig falschen Vorwurf an Frauen, dass sie mit ihrem Verhalten sexuelle Übergriffe provozieren. Das ist nichts anderes als eine Umkehr von Täter und Opfer», sagte sie in einem Interview mit der «Basler Zeitung».
Sie sei irritiert über die Stossrichtung der Argumentation: Die Polizei habe mit ihrem Verhalten die Auseinandersetzung provoziert. «Wir reden von einer simplen Fahrt auf der Strasse, die zur ganz normalen Patrouillentätigkeit gehört. Noch dazu in einer Silvesternacht, in der es in allen Ecken der Stadt zu tun gibt.»