Seit Dienstag fliesst in den Venen von zwei Corona-Patienten am Universitätsspital Basel fremdes Blut. Genau genommen: Blutplasma von Genesenen, die eine Corona-Erkrankung schon hinter sich haben.
Während der Krankheit haben sie Antikörper gegen das Virus entwickelt. Diese Antikörper sollen jetzt denen helfen, die noch im Spital gegen das Coronavirus kämpfen.
Die Spende ist sicher
Wer eine Erkrankung hinter sich hat und zehn Tage symptomfrei ist, kann in Basel und Zürich bereits eine Plasmaspende machen. Das Virus überträgt sich nicht über das Blut. «Zusätzlich machen wir eine sogenannte Pathogeninaktivierung, die alle verbleibenden Bakterien oder andere Viren abtötet. Dadurch haben wir ein sicheres Blutprodukt», sagt Andreas Buser, Chefarzt des Blutspendezentrums Basel.
Basel sucht männliche Spender
Aufgrund von Schwangerschaften tauchen bei Frauen spezielle Antikörper im Plasma auf, welche die Lungenfunktion bei Patienten sogar verschlechtern können. Deshalb können nur Männer, welche die Krankheit durchgemacht haben, ihr Blutplasma spenden. Solche Spender sucht der Blutspendedienst Basel aber aktiv.
Sollte die Therapie erfolgreich sein, will der Blutspendedienst des Roten Kreuzes die Infrastruktur in der ganzen Schweiz bereitstellen. Direktor Bernhard Wegmüller sagt: «Künftig werden wir schauen, dass wir in allen elf regionalen Blutspendediensten in der Schweiz ein solches Angebot aufbauen, wenn sich das als notwendig zeigt.»
Passive Immunisierung
Die Hoffnung der behandelnden Ärzte: Mit den Antikörpern soll das Immunsystem der Kranken besser gegen das Virus ankämpfen können. Durch diese sogenannte «passive Immunisierung» hat das Immunsystem der Kranken einen Vorsprung und muss nicht erst selbst Antikörper bilden.
In Basel behandelt der Infektiologe Manuel Battegay insgesamt fünf Patientinnen und Patienten mit der experimentellen Therapie.
Was wir hier machen, ist wie Kriegsmedizin.
Im Universitätsspital Basel hat Andreas Buser den Anstoss für die Therapie gegeben. «Was wir hier machen, ist wie Kriegsmedizin», sagt er. Wirk-Mechanismen, konkrete Antikörper und vorhandene Konzentrationen seien noch unklar. Aber alles was helfen könne, müsse in dieser Situation versucht werden.
Studie auch in Zürich
Ärztinnen und Ärzte am Universitätsspital Zürich hoffen ebenfalls auf die Plasma-Transfusion. Am Montag soll dort eine Studie mit 30 Teilnehmern starten.
Die Hoffnung kommt nicht von ungefähr. In einer chinesischen Studie mit ebenfalls nur fünf Patienten konnte mit der Plasma-Transfusion zumindest einem Teil der Patienten gegen das neuartige Coronavirus geholfen werden. In einer älteren Studie mit 80 Teilnehmenden, die an SARS – auch ein Coronavirus - litten, stellte sich bei 40 Prozent der Fälle eine Verbesserung ein.
Weltweite Forschung
«Die Datenlage dieser Studien könnte aber besser sein», geben Andreas Buser und Manuel Battegay zu Bedenken. Weiter betont Buser: «Wir sind nicht die einzigen mit dieser Idee.» Trotz oder gerade wegen der schlechten Datenlage forschen Spitäler von New York bis Münster in Deutschland an dieser Methode. Irgendein Mittel für die Patienten muss im Kampf gegen dieses Virus her.