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Überdurchschnittlich viele Sanitäts-Einsätze beim Morgenstreich
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 19.02.2024. Bild: Polizei BS
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 56 Sekunden.

Basler Fasnacht Cortège mit Wetterglück und rosa-grünen Farbtupfern

Zweiter Höhepunkt am ersten Fasnachtstag in Basel war der Cortège. 430 Formationen zelebrierten dabei ihre Sujets.

Für viele Kinder sind sie die heimlichen Stars der Basler Fasnacht: Die rund 140 dekorierten Wagen, zumeist Traktor-Anhänger, von denen nicht nur Räppli (alias Konfetti) regnen, sondern auch Orangen, Dääfeli (Bonbons) und anderes verteilt wird. Beim Auftakt am Morgestraich um vier Uhr früh sind Wagencliquen noch nicht dabei, sondern erst beim Cortège (Umzug) am Montagnachmittag. Dieser ist mit diesmal 430 Formationen und über 11'000 Aktiven das umfangreichste Element der Basler Fasnacht.

Banane in Waggis-hand
Legende: Nicht nur Orangen werden von Wagen-Waggis ans Publikum verteilt. Keystone/Georgios Kefalas

Ausgerechnet ein Wagen-Traktor hielt jedoch wegen einer Panne am Steinenberg den Fasnachts-Verkehr zeitweise auf. Das Publikum liess sich die Laune nicht nehmen, auch weil das Wetter mild und deutlich besser als erwartet war.

Mit den Wagencliquen greifen beim Cortège auch Guggenmusiken ins Geschehen ein und es machen auch ein paar Chaisen (Kutschen) mit die Runde. Die Route passiert Barfüsser-, Markt-, Clara- und Wettsteinplatz und führt dabei auch über zwei Rheinbrücken.

Guggemusik
Legende: Die Guggemusik Märtfraueli überquert am Cortège die Wettsteinbrücke. Keystone/Georgios Kefalas

Eine Farbe leuchtet dieses Jahr speziell aus den Umzugs-Reihen hervor: die Farbe Rosa, respektive Pink. Sie steht für den Hollywood-Blockbuster Barbie, den eine ganze Reihe Cliquen zum Sujet erkoren hat, darunter die Wagen der Stadt-Dyfeli und der Trotzkepf-Waggis.

Trommler in rosa
Legende: Mit «La Vie en Rose» persiflieren die Mutze Bebbi den Barbie-Hype. Keystone/Georgios Kefalas

Eine andere Farbe ist nicht zum ersten Mal stark vertreten: Grün. Der Klimawandel ist eines der beiden beliebtesten Sujets der Cliquen. Dazu gibt es viel Spott über das Basler Baudepartement zu lesen, das unter anderem mittels Bäumchen in Töpfen Schatten spenden wollte.

Harlekine
Legende: Drei Harlekine der Schnäderänte-Clique in Cannabis-grün Keystone/Georgios Kefalas

Ein eher spezielles Grün nimmt zum Beispiel die Schnäderänte-Clique aufs Korn: Cannabis. In beiden Basel haben wissenschaftliche Studien begonnen mit offizieller Abgabe von THC-haltigem Hanf an registrierte Kifferinnen und Kiffer. «Gugge» ist in Basel übrigens eine Bezeichnung für Joint.

Ebenfalls ein Renner ist die künstliche Intelligenz, über die sich trefflich lästern lässt. Ein abstraktes Thema, das neben den Kostümen und Laternenmotiven auch auf Verszetteln der Cliquen lustvoll ausgespielt wird.

Vers-Zettel spielen Cliquen-Sujets aus

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Die Vielfalt der Cliquen-Sujets ist auch den «Zeedeln» zu entnehmen: Diese bunten Papierstreifen voller spotttriefender Zeilen werden am Cortège dem Publikum in die Hand gedrückt. Die Cliquen-«Väärslibrinzler» liefern darauf hauseigene Lyrik zum Weltgeschehen – hier ein paar Auszüge.

Die Digitalisierung umtreibt die Basler Dybli:

«Syt em Internet isch glaar,
digital isch wunderbaar,
e jede Furz wird bräsentiert
und uf ewig archiviert,
de findisch deert, es isch e Hit
alles wo de glaube witt. (…)
Wenn de langsam dänggsch: Jetz längt’s!
Kunnt kinschtligi Intelligänz,
si waiss im saichte Dialoog
en Antwort grad uf jeedi Froog,
intelligänt schynts generiert
und drotzdäm nummen aatrainiert,
nit vyyl mee, es isch zum gryyne:
E neyi Form vo Suechmaschiine.

Schwarz malen zum selben Thema auch die gääle Daggel:

Schrybbsch e Vortraag iber Bali
wo s vyyl z recherchiere git
frog doch lieber grad e Kaa-Yyy,
mergge dien das d Leerer nit.
Wänn si wisse, isches gschtoole,
frey erfunde oder ächt,
frooge die au unverhoole,
d’ AI – s isch nit mee ass rächt.
Lizenziat, Dissertazioone,
Gschwind sin die hit generiert.
Sälber schaffe duet nit loone,
und scho gar nit, wenns bressiert.

Ein heisses Thema greift die Alti Garde der Vereinigten Kleinbasler 1884 auf:

S wird als wie heisser jedes Johr,
d’Gsundheit isch in Gfoor, s isch woor.
S duet mit dr Wärmi wirgglig gniege,
wenn d Schiine sich sogar verbiege.
Am Banggeplatz sinn, s isch nit glooge
Drämmli us de Schiine gflooge.
D Velo blyybe im Verkehr
Stegge wägem weiche Teer.
D Stei sin heiss, s isch nit zum lache
Me könnt druff Spiegeleier mache.
Wenn d Kieh nur suuri Milch abgänn,
und alli in e Brunne wänn,
wenn kuuum me schnuufe kasch vor Hitz,
hilft au e yyskalt Bier kei bitz.
Was denn no hilft, s erstuunt jo kuum,
isch e klimatisierte Ruum.

Durch die rosarote Brille betrachten hingegen die Junte vo dr Alte Richtig nach einem Kinobesuch die Welt – und speziell die rein weibliche baselstädtische Delegation im Bundesparlament:

Was d’Barbie ka, das ka-n-ych au
Sait sich d’Frau Fasnacht – typisch Frau!
Dr Barbie-Film zaigt is, wie’s goot
Voruusgsetzt ass eim «pingg» guet stoot!
Im Barbie-Land regiere d’Fraue
Und d’Männer, d Ken, mien das verdaue
Doch well d’Ken numme Ken dien kenne
Duet ai Ken alli Ken – Ken – nenne! (…)
D’Frau Fasnacht nimmt – au typisch Frau –
Dr Feminismus meer als gnau
Wie friener d’ Luxemburger Rosa
Wo d’Frauerächt doziert in Prosa
D’Simone de Beauvoir maint zue Rächt
Es gäb doch none ander Gschlächt.
Au d’Alice Schwarzer gaitscht rabiat
Si halti nyt vom Patriarchat!
Und S’Basler Volk schiggt no so gärn
Finf Barbies – ooni Ken – no Bärn!
(Ai Ken in Bundesroot stolziert
Wo eenter root als «pingg» regiert!)

Nach dem Cortège vom Nachmittag erobert die Fasnacht Beizen und Bühnen mit den Schnitzelbängg, die am Abend auf Innerstadt-Tournee gehen. Gleichzeitig verstreuen sich die Cliquen zu kleinen Schyssdrägg-Zygli, die vorzugsweise durch kleine Gassen pfeifen und trommeln. Am Dienstag ist Guggemusik Trumpf, und am Mittwoch nochmals ein Cortège.

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Regionaljournal Basel, 19.2.2024, 12:03 Uhr ; 

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