Verborgen hinter dicken Türen und hohen Zäunen und von Videokameras überwacht, liegt der Campus der Novartis mitten im Basler St. Johann-Quartier. Der Stadtteil liegt direkt am Rhein und glänzt mit prägenden architektonischen Perlen, Läden und Restaurants, von denen die Baslerinnen und Basler bisher nichts hatten.
Die meisten kennen den Campus nur von Bildern, einige wenige konnten durch Bekanntschaften mit Novartis-Angestellten schon einmal durch die Strassen schlendern. Für den Grossteil der Bevölkerung ist dieser Stadtteil jedoch ein unbekannter Ort. Dies ändert sich ab Oktober: Ab dann ist das Firmengelände tagsüber öffentlich zugänglich.
Dies sei ein grosser Schritt für die Firma, sagt Novartis-Sprecherin Nelly Riggenbach. Lange habe man Angst vor Industriespionage gehabt, doch mit der Digitalisierung habe sich das verändert: «Die Idee, dass man mit Zäunen Daten schützen kann, die musste die Firma in den letzten Jahren beerdigen.»
Das Image einer «verbotenen Stadt» wolle der Konzern mit der Öffnung ablegen, der Bevölkerung Einblicke in die Forschung von Novartis ermöglichen. «Wenn wir wollen, dass die Gesellschaft versteht, was wir machen und warum das wichtig ist, dann ist der Schritt der Öffnung nichts als logisch», ist Riggenbach überzeugt.
Jahrzehntelang herrschte bei der Novartis eine Art Abschottungspolitik. Wer das Gelände betreten wollte, konnte dies nur mit einer Einladung: Pass oder ID wurden am Empfang streng kontrolliert. «Dieses Prozedere wird den Leuten künftig erspart, seit Oktober kann man einfach auf den Campus spazieren», sagt Riggenbach.
Die schrittweise Öffnung des Campus setzte im Frühjahr 2022 ein, als der Pharmariese ein Begegnungszentrum eröffnete. 20 Millionen Franken kostete der Pavillon, in welchem Quartierbewohnende und Forschende in einem Café und einem Ausstellungsraum aufeinandertreffen sollen.
Wir haben nichts zu verbergen und möchten mehr Austausch mit der Bevölkerung.
Ziel des Zentrums sei es, Transparenz zu schaffen, sagte Novartis-Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt kurz vor der Eröffnung des Pavillons gegenüber Radio SRF: «Eine so grosse Firma hat eine Verpflichtung, zu dokumentieren, was sie tut. Wir haben nichts zu verbergen und möchten mehr Austausch mit der Bevölkerung.»
Öffnung mit Einschränkungen: Rauchen und Trinken verboten
Auf die Eröffnung des Pavillons folgt nun also die Öffnung des ganzen Areals. Es ist jedoch eine mit Einschränkungen. Ähnlich wie bei einem Museum gelten auf dem Firmengelände strikte Öffnungszeiten und Regeln. Rauchen und Trinken ist auf dem Novartis-Campus verboten, lautes Musikhören ist ebenfalls nicht erlaubt.
Über die bevorstehende Öffnung informiert der Konzern nur sehr zurückhaltend. Die Novartis hängte den Entscheid nicht an die grosse Glocke. Mit Angst vor Vandalen oder Tierschützern hänge das jedoch nicht zusammen, betont Riggenbach. Störaktionen Linksradikaler, wie bei der Eröffnung des Pavillons im Frühjahr, erwarte man keine.