Dienstagmorgen in der Früh zuhinterst im Urbachtal: Fünf Bauarbeiter warten auf einen Helikopter – an diesem Tag klappt es mit dem Transport zur 1500 Meter höher gelegenen Gaulihütte bei Innertkirchen BE. Am Vortag sind sie vergebens angereist, dichter Nebel verunmöglichte den Flug.
«Es ist jedes Mal ein Nervenkitzel», sagt Daniel Blum, Vorarbeiter auf der Hochgebirgsbaustelle. Aber jeder Tag zählt: Denn bauen in den hohen Bergen ist nur während der Sommermonate möglich.
Damit die Massenschläge bis zum ersten Schnee in komfortable Mehrbettzimmer umgebaut sowie die Energieversorgung und Abwasserentsorgung umweltfreundlicher funktionieren, muss Architekt Joris Rothenbühler ein ambitioniertes und durchgetaktetes Bauprogramm einhalten.
Bau- und Fluglärm im Naturparadies
Die Gaulihütte liegt in einer wilden und von Menschenhand bisher kaum berührten hochalpinen Landschaft. Es handelt sich um ein Naturdenkmal von nationaler Bedeutung (BLN) und unterliegt strengen Naturschutzbedingungen.
In diesem sensiblen Schutzgebiet für Flora und Fauna finden diesen Sommer viele Transportflüge statt: «Das Nadelöhr heisst Helikopter», sagt Hüttenchef Daniel Slongo. Denn anders sei die Baustelle mit Lasten leider nicht zu erreichen.
Teil der Baubewilligung war denn auch, dass sich der SAC Bern mit dem Wildhüter zusammensetzt und die Tierwelt in den sensiblen Morgenstunden soweit möglich von Fluglärm verschont bleibt.
Asbestfunde und Lieferschwierigkeiten verzögern Bauprogramm
Zu Monatsbeginn erfuhren die Bauarbeiter in der Hüttenküche jedoch zwei böse Überraschungen.
Der Zement, mit dem die Küchenplättli in den 1970er Jahren angeklebt worden sind, enthielt Asbest: «Und die zweite Überraschung war, unter dieser Schicht versteckte sich noch ein zweiter Belag, mit weiterem asbesthaltigem Material», so ein Arbeiter. Die aufwendige Asbestsanierung kostet Zeit.
Ein bisschen Hüttenfeeling und Einsamkeit
Gegessen und geschlafen wird in der kleinen und historischen Gaulihütte aus dem Jahre 1895. 24 Stunden, 5 Tage am Stück leben und arbeiten die Handwerker auf engem Raum zusammen: «Wenn es ein paar schräge Typen dabei hätte, könnte es schon Reibung geben», kommentiert Maurer Thomas Barmettler das Hüttenleben.
Weil der Hüttenbetrieb eingestellt ist, zählen zu den Gästen auf 2200 Meter bis jetzt einzig Gämsen, Murmeltiere und ein Wolf. Und die Arbeiter hoffen, dass es auch den Sommer über so bleibt, denn Platz für Wanderer gibt es nicht.
Und natürlich hoffen die Arbeiterinnen und Arbeiter auf gutes Flugwetter: Im schlimmsten Fall müssten sie am Ende der fünf Tage und Nächte dauernden Schicht ins Tal laufen: 3.5 Stunden Fussmarsch statt 4 Minuten Rückflug per Helikopter.