- Der Bundesrat setzt die Strategie Biodiversität um.
- Umweltministerin Doris Leuthard hat die dafür beschlossenen Massnahmen und Projekte präsentiert.
- Die Kosten für den Bund belaufen sich auf 80 Millionen Franken pro Jahr. Die Kantone steuern weitere Mittel bei.
Der Aktionsplan Biodiversität, den der Bundesrat jetzt verabschiedet hat, wird von Bund, Kantonen, Gemeinden sowie Verbänden, Forschung, Wirtschaft, Umweltorganisationen und Privaten umgesetzt.
Er enthält Sofortmassnahmen, die teilweise bereits in Gang gesetzt wurden. Dazu gehören Unterhalt und Sanierung bestehender Schutzgebiete oder die Schaffung neuer und grösserer Waldreservate. Auch die Förderung national prioritärer Pflanzen- und Tierarten, insgesamt rund 3600, wird angestrebt.
Ein Aktionsplan – 19 Pilotprojekte
Die Anstrengungen in verschiedenen Sektoren und Politikbereichen sollen gebündelt werden. Dazu gehört etwa ein Konzept für eine landesweite ökologische Infrastruktur und die Entwicklung einer Bodenstrategie. Auch soll die landwirtschaftliche Produktion an die natürlichen Standortbedingungen angepasst oder die Wirkung von Bundessubventionen geprüft werden.
Schliesslich umfasst der Aktionsplan 19 Pilotprojekte. Eines davon hat die Inventarisierung der Waldwildnis-Flächen zum Ziel, ein anderes die Schaffung einer Flächenbörse für Ersatzmassnahmen. In einem weiteren Pilotprojekt sollen in einem Modellkanton Rückzonungen mit grösstmöglichem Nutzen für die Biodiversität erprobt werden.
Bedrohte Lebensräume
In der Schweiz sind fast die Hälfte der untersuchten Lebensräume und mehr als ein Drittel der Tier- und Pflanzenarten bedroht. Zu diesem Schluss ist eine im Juni publizierte Studie des Bundesamts für Umwelt (Bafu) gekommen. Gründe dafür sind Zersiedelung, Infrastrukturen und die intensive Landwirtschaft.
Bereits 2012 hat der Bundesrat die Strategie Biodiversität Schweiz verabschiedet. Ziele sind unter anderem die Schaffung einer ökologischen Infrastruktur, Förderung der genetischen Vielfalt, die Überprüfung finanzieller Anreize und Überwachung. Für die Umsetzung der Strategie hat der Bundesrat mit den Kantonen Vorkonsultationen durchgeführt.
Kritik von Umweltorganisationen
Den Umweltorganisationen geht der Aktionsplan des Bundesrats nicht weit genug. Sie hatten Anfang Woche ein Gegenkonzept vorgestellt. Werner Müller vom Vogelschutz BirdLife, der für alle grossen Umweltverbände spricht, stört sich einerseits am Geld: «Die 80 Millionen sind ein guter Anfang», sagt er. Allerdings lägen die Kosten, allein um den Wert der wichtigsten Lebensräume zu erhalten, «deutlich höher».
Vor allem aber sei der Aktionsplan als Ganzer zu unverbindlich und zu zahnlos. So fehlten klare Zuständigkeiten, eine klare Definition zur Umsetzung der Massnahmen sowie ein Zeitplan: «Das alles fehlt in diesem Aktionsplan.»