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Neues IT-System der Polizei läuft – aber langsam und teurer
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 11.04.2022. Bild: Keystone (Symbolbild)
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Behörden erneut überfordert Berner Polizei stolpert über millionenteures IT-Projekt

Das IT-System der Berner Kantonspolizei, der Staatsanwaltschaft und der Swisscom hat Verspätung und wird massiv teurer.

Im November 2016 war die Welt noch in Ordnung: Das Berner Kantonsparlament genehmigte rund 13.5 Millionen Franken, um bei der Kantonspolizei und der Staatsanwaltschaft mehrere Programme abzulösen. Mit einem innovativen Projekt, das es so in der Schweiz noch nicht gab, sollten die Abläufe zwischen der Kantonspolizei und der Staatsanwaltschaft durchgehend digitalisiert, optimiert und vereinheitlicht werden.

Fertig sollten die Zeiten sein, wo die Kantonspolizei die Akten zu ihren Fällen ausdruckt und die Berge von Papier der Staatsanwaltschaft übergibt. Von effizienteren und verlässlicheren Prozessen und auch tieferen Kosten war die Rede.  

Polizeiauto
Legende: Die Idee der neuen Software: Eine schnelle Übergabe von Daten von der Polizei zur Staatsanwaltschaft. Keystone

Dies die Theorie unter der damaligen Führung von Polizei- und Militärdirektor Hans-Jürg Käser und Polizeikommandant Stefan Blättler. Fünf Jahre später ist ersterer im Ruhestand, letzterer zum Bundesanwalt gewählt worden – und im Kanton Bern stellt sich rund um das IT-Vorzeigeprojekt Ernüchterung ein.  

Porträt
Legende: Kurz vor seinem Abgang bei der Berner Kantonspolizei verschob Stefan Blättler die Einführung der nicht ausgereiften Software. Keystone

Recherchen von SRF zeigen: Das Projekt wird viel teurer als ursprünglich geplant. Die Preissteigerung beträgt mehr als 50 Prozent (Stand 2020). Zudem kommt das Projekt zwei Jahre später als erwartet, weil die Kantonspolizei, die Staatsanwaltschaft, aber auch die beauftragte Swisscom, mit einem derart komplexen Projekt überfordert waren. Um das Projekt überhaupt beenden zu können, hat die Entwicklerin kostenlose Zusatzstunden im Wert eines siebenstelligen Betrags geleistet.  

Kein Einzelfall – auch andere Behörden tun sich schwer

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Behörden tun sich immer wieder schwer mit IT-Grossprojekten und die Kosten laufen aus dem Ruder. So zum Beispiel beim nationalen Kommunikationssystem Polycom, beim zentralen IT-System des Bunds für Finanzen und Personal oder bei der Stadtberner Schulinformatik Base4Kids.

Bis Ende 2019 hätte das sogenannte Projekt Nevo/Rialto bei der Berner Kantonspolizei und der Staatsanwaltschaft in Betrieb sein sollen. Jedoch: Erst vor zwei Wochen wurde die Software bei der Kantonspolizei tatsächlich in Betrieb genommen.  

Auch ein Pilotprojekt mit Schwierigkeiten

Im Vorfeld musste die Einführung durch das Polizeikommando mehrfach verschoben werden. Auch ein Pilotprojekt, bei dem Polizistinnen und Polizisten die Software testeten, musste abgebrochen werden. Wie mehrere Quellen unabhängig voneinander berichten, war die millionenteure Vorzeigesoftware zu unausgereift und arbeitete unzuverlässig. Einer der Kritikpunkte soll sein, dass die Entwicklerin zu weit weg war von der Polizeiarbeit.  Zudem kam es immer wieder zu Wechseln in der Projektleitung.

Um das System Ende März bei der Kantonspolizei überhaupt erst in Betrieb nehmen zu können, musste die Entwicklerin ihre Kräfte konzentrieren. Dies hat zur Folge, dass die Staatsanwaltschaft nun erst 2023 mit Nevo/Rialto arbeiten kann.  

Wer den Tätigkeitsbericht 2021 der Staatsanwaltschaft liest, wird den Eindruck nicht los, dass die kantonalen Behörden, aber auch die Swisscom, durch das Projekt ziemlich gefordert, wenn nicht sogar überfordert sind.  

Was sagen die betroffenen Behörden?

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In den letzten beiden Wochen wurden die zuständigen Kommissionen des Kantonsparlaments über den aktuellen Stand des Grossprojekts informiert. Vergangene Woche lösten entsprechende Anfragen des Regionaljournals von Radio SRF bei der Verwaltung eine gewisse Betriebsamkeit aus. Der zuständige Sicherheitsdirektor Philippe Müller wollte sich nicht zum Projektstand äussern. Für heute Montag hat die Sicherheitsdirektion nun eine entsprechende Information der Öffentlichkeit in Aussicht gestellt.

Bereits im März 2021 hat die Finanzkontrolle das Projekt unter die Lupe genommen. Bezüglich Termine, Kosten und Qualität soll Nevo/Rialto nicht den Erwartungen entsprechen. Zudem rechnet die Finanzkontrolle damit, dass auch die wiederkehrenden Betriebskosten höher als geplant ausfallen werden. Ein entsprechendes Gesuch des Regionaljournals Bern Freiburg Wallis von SRF, den Bericht der Finanzkontrolle einsehen zu können, wurde vergangene Woche abgelehnt.  

Ein Problem bei diesem IT-Grossprojekt scheinen die unzähligen Schnittstellen zu sein. Wie die Staatsanwaltschaft ausführt, gab es bereits bei der Kantonspolizei Probleme damit, die Dokumentenvorlagen zu übernehmen. Bei der Staatsanwaltschaft sollen diese Vorlagen noch viel komplexer und zudem auch noch zweisprachig sein.  

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 11.4.2022, 06:31 Uhr

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