Es befindet sich in Bodenritzen, Fensterbänken oder alten Tischen. Es ist unsichtbar fürs Auge, aber gefährlich für Menschen. Die Rede ist von Radium, einem radioaktiven und damit krebserregenden Element, das in vielen ehemaligen Uhrenateliers entdeckt worden ist.
«Das ist ein schweres Erbe. Und es ist wichtig, dass man dieses Problem nun definitiv löst», sagt Martha Palacios von der Sektion Radiologische Risiken beim Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Derzeit laufen die Sanierungsarbeiten durch ein Expertenteam des Bundes. Die Arbeiten sind aufwändig, wie die Reportage von «Schweiz aktuell» und des Fernsehens der italienischen Schweiz (RSI) zeigt.
Seit 1963 verboten
Zwischen 1920 und 1960 wurde Radium in der Uhrenindustrie eingesetzt, um bei Uhren Zeiger und Ziffern zum Leuchten zu bringen. Ab 1963 wurde die Verwendung von Radium verboten. Die grossen Uhrenfabriken wurden damals untersucht und saniert.
Das Problem: Viele Arbeiten mit dem radioaktiven Stoff wurden bei Arbeiterinnen zuhause verrichtet in sogenannten Heimwerkstätten, die damals nicht untersucht wurden.
Darum ist Radium bis heute in vielen Wohnungen und ehemaligen Ateliers zu finden. Betroffen sind in erster Linie die Kantone des Jurabogens: Bern, Neuenburg und Solothurn, aber auch Genf, die beiden Basel, Zürich und das Tessin.
Vergesse Rückstände
Lange blieb die Technik der radioaktiven Leuchtfarben vergessen, bis bei Bauarbeiten für die Nationalstrasse bei Biel/Bienne Radiumrückstände entdeckt wurden. In der Folge publizierten Zeitungen Adressen von ehemaligen Heimwerkstätten und Ateliers, die mit Radium verseucht sein könnten.
2015 hat der Bundesrat den «Aktionsplan Radium» ins Leben gerufen und im April bis 2022 verlängert. Ziel des Aktionsplans ist es, die betroffenen Wohnungen und Ateliers zu identifizieren und zu sanieren, damit die Bewohner gefahrenfrei darin leben können.
Knapp tausend Wohnungen untersucht
Ein Expertenteam des Bundesamts für Gesundheit hat knapp tausend Wohnungen untersucht. Bei einem Fünftel von ihnen lag die Radium-Konzentration über dem Grenzwert von einem Millisievert (1 mSv). Von den 100 Objekten wurden bis heute bereits 70 saniert. Bis in drei Jahren sollen alle Wohnungen von Radium befreit und damit das belastende Erbe der radioaktiven Leuchtfarben Geschichte sein.
Der Bundesrat stellt für die Arbeiten insgesamt neun Millionen Franken zur Verfügung. Auch die Kantone Bern, Neuenburg und Solothurn sowie die Uhrenindustrie beteiligen sich finanziell an den Sanierungsarbeiten.