Sie sind jung, kommen aus Schanghai, Peking oder Hongkong und wollen sich ein paar unbeschwerte Tage auf den Skipisten von Laax (GR) gönnen. Immer mehr Menschen aus dem Reich der Mitte entwickeln ein Gespür für Schnee. Sie kommen oft mit eigener kompletter Ausrüstung und gleiten technisch routiniert die Pisten hinunter.
Unter ihnen der 39-jährige Hamlet Yu, Manager und Gründer des Ski- und Snowboard-Clubs Hongkong. Er hat für seine Mitglieder eine Reise in die Schweiz organisiert. «Heute hatten wir Freestyle-Lektionen. Wir waren 80 Personen in elf Gruppen. Wir hatten einen wundervollen Tag mit unseren Instruktoren. Wir lernten viel und hatten Spass. Das ist das Wichtigste.»
Grosser Markt
China will seine Bürger fit machen für die Olympischen Winterspiele 2022. 300 Millionen Menschen sollen bis dann dem Wintersport frönen. Solche Zahlen lassen manch einem Vertreter bei Schweiz Tourismus das Herz höher schlagen. «Offiziell spricht von man 300 Millionen Menschen», sagt Simon Bosshart. «Wir gehen davon aus, dass es wahrscheinlich weniger sind, vielleicht 50 bis 100 Millionen, die letztlich Skifahren werden. Wenn ein Teil von ihnen in die Schweiz zum Skifahren kommt, ist es gut.»
Die Zahl der Wintersport-Gäste aus China wächst stetig. Waren es vor zehn Jahren etwas mehr als 23'000, so vergnügten sich diese Saison zwischen November bis Februar fast 150'000 Chinesen in den Schweizer Alpen.
Skifahren auch in China
Der chinesische Staat fördert Snowboarden, Freeriden und Skifahren nach Kräften. Einheimische Skiresorts bieten den kompletten Service: Angehende Skilehrer üben den Parallelschwung im eigenen Land. Viele Chinesen organisieren sich in Skiclubs. Jener in Hongkong zählt über 10'000 Mitglieder. Selbst mitten in der Millionenmetropole lässt sich trainieren.
«Es gibt Indoor-Anlagen in der Nähe von Hongkong und Shenzhen», sagt Hamlet Yu. «Viele von uns gehen jedes Wochenende dorthin und können Anfänger Skifahren und Snowboarden lernen.»
«Kein Massenphänomen»
Chinesen gehören zu den ausgabefreudigsten Gästen mit durchschnittlich 380 Franken pro Tag. Es ist eine wachsende finanzkräftige Mittelklasse, die sich Skiferien in den Schweizer Alpen leisten kann. Aber ein Risiko, dass ihretwegen alpine Destinationen an Kapazitätsgrenzen stossen, besteht für Schweiz Tourismus kaum.
«Ich glaube, man muss nicht Angst haben, dass man irgendwann die grossen Busse mit 40 Skifahrern haben wird, die dann reihenweise in unsere Skiorte kommen», sagt Simon Bosshart. «Es werden vielmehr individuelle Gäste, Kleingruppen, vielleicht vereinzelte Skiclubs sein. Aber das wird kein Massenphänomen werden, wie man sie heute an anderen Orten sieht.»