- Im ersten Jahr hat die Anlaufstelle Kescha in rund 1100 Fällen Personen beraten, die von einer Massnahme des Kindes- oder Erwachsenenschutzes (Kesb) betroffen sind.
- Die Universität Freiburg hat die Fälle untersucht und Empfehlungen formuliert.
- Demnach sollen mehr Ressourcen bereitgestellt, mehr Mediationen eingesetzt und für heikle Fälle Kriseninterventionsstellen geschaffen werden.
Gemäss der Auswertung der Universität Freiburg betraf eine Mehrheit der Kescha-Beratungen – rund 59 Prozent – den Kindesschutz. Dort kommt es häufig zu Konflikten zwischen den Elternteilen. Diese wiederum fühlen sich oft von den involvierten Institutionen wie der Kesb nicht ernst genommen. Entsprechend klein ist ihr Vertrauen in die Behörde.
Auch verstehen die von einer Massnahme der Kesb Betroffenen oftmals die Prozesse und das Verfahren der Behörden nicht, so die Studie. Sie ortet gewisse Mängel bei der Kommunikation durch die Kesb. Auch empfehlen die Studienautoren, dass die Fälle nach Wichtigkeit eingestuft werden, damit sich auch Beistände mehr Zeit für die Betroffenen nehmen können.
Kesb soll nicht zwischen Paaren stehen
Die Anlaufstelle Kescha berät oft Elternteile, die in einem eskalierenden Konflikt stehen. Dies wirkt sich oft negativ auf die Kinder aus. Aus diesem Grund sollen Eltern im Kindesschutzverfahren Angebote zur Verfügung gestellt werden, wie etwa die Mediation. «Wir müssen diese Menschen in der Notsituation auffangen und ihnen Halt und Boden geben», so Professorin Alexandra Jungo von der Uni Freiburg. Dafür brauche es spezielle Anlaufstellen. Doch solche gibt es bislang keine.
Die Kesb kann die Aufgabe nicht erfüllen, da sie ja genau jene Entscheide fällt, die von gewissen Betroffenen als hart empfunden werden. Deshalb möchte Professorin Jungo die Gemeinden in die Pflicht nehmen: Sie sollen Anlaufstellen schaffen und Vertrauenspersonen suchen, welche die Betroffenen begleiten und beraten.
Eskalation unbedingt zu verhindern versuchen
Was es ebenfalls brauche, seien mehr Fachleute in den Kantonen zur Krisenintervention. Wenn beispielsweise die Kesb einer Mutter das Kind wegnehme, dann müsse ein Notfallpsychologe bereitstehen, fordert Jungo. «Er muss sofort verfügbar sein, damit die Situation nicht eskaliert.»
Diese Empfehlungen stossen bei der Kokes, der interkantonalen Konferenz für Kindes- und Erwachsenenschutz, auf Zustimmung. «Wir haben immer gesagt, Optimierungsmöglichkeiten kennen zu wollen und anzugehen», sagt Generalsekretärin Diana Wider. Gefordert seien nun die Gemeinden und Kantone. Zum Wohle von Familien und Kindern.