- Die Suche nach den acht vermissten Personen im Val Bondasca bleibt eingestellt. Das teilt die Bündner Kantonspolizei mit.
- Die Polizei geht davon aus, dass die Vermissten von den herabstürzenden Felsmassen erfasst worden sind.
- Im Gebiet sei mit weiteren Felsabbrüchen und Murgängen zu rechnen.
- Derzeit würden nur «nötigste Sicherungsarbeiten» unten im Tal vorgenommen, etwa um Gelände zu sichern.
Die Suche nach den Vermissten wird vorerst nicht wieder aufgenommen. «Man hat alles Mögliche ausgeschöpft, um die Vermissten zu finden», sagte Polizeisprecherin Sandra Scianguetta von der Kantonspolizei Graubünden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die gesuchten Menschen zum Zeitpunkt des Bergsturzes im betroffenen Seitental Val Bondasca aufhielten, sei gestiegen. Entsprechende Hinweise hätten sich verdichtet, hiess es in einer Mitteilung der Kantonspolizei Graubünden vom Samstagvormittag.
Im Gebiet sei mit weiteren Felsabbrüchen und Murgängen zu rechnen. Die Lage werde laufend neu beurteilt.
Weitere Evakuierung wegen zweitem Murgang
Nach dem Felssturz und Murgang vom Mittwoch hatte am Freitag ein weiterer Murgang das Dorf im südbündnerischen Bergell erreicht. Einige Bewohner, die kurz zuvor vorübergehend zu ihren Häusern gelassen worden waren, mussten erneut in Sicherheit gebracht werden. Verletzte gab es bei diesem Murgang nicht.
Glimpflich verlief der Abgang eines Wasserschwalls gegen 21 Uhr, wie Polizeisprecher Roman Rüegg sagte. Im Vergleich zu den Ereignissen davor sei der Wasserschwall aber «nicht relevant».
Am Mittwoch waren vier Millionen Kubikmeter vom Grenzberg zu Italien in die Tiefe gestürzt. Eine Million Kubikmeter befindet sich noch am Berg, ist aber in Bewegung.
Vier Deutsche vermisst
Weiter werden acht Personen vermisst. Es wird nach vier Deutschen aus dem Bundesland Baden-Württemberg, zwei Personen aus der Steiermark in Österreich und nach zwei Berggängern aus dem Kanton Solothurn gesucht.
Weitere Personenangaben machte die Polizei auf Anfrage nicht. Nicht bekannt ist somit auch, ob es sich um Frauen oder Männer handelt.
Für sechs der acht Personen liegt eine Vermisstmeldung vor. Von zwei Personen wird angenommen, dass sie sich zum Zeitpunkt des grossen Bergsturzes im Gebiet oberhalb von Bondo befanden.
Gewaltige Dimension
Die vier Millionen Kubikmeter Gesteinsmaterial, die am Mittwoch zu Tal donnerten sind selbst für die Schweiz, dem Land der Bergstürze, keine alltägliche Dimension. Der Bergsturz ist einer der gewaltigsten in der Schweiz in den vergangenen über 100 Jahren. Mit einer Ausnahme handelt es sich sogar um den grössten Materialabgang seit dem Grossereignis in Elm im Kanton Glarus im Jahr 1881.
Höhe der Schäden unklar
Der Bergsturz hat viele Gebäude zerstört, wie Luftaufnahmen zeigen. Felssturz und Murgang beschädigten auch Felder und Weidegebiet, Strassen und Wege.
Noch könne man die Höhe der Schäden nicht abschätzen, sagte der Direktor der kantonalen Gebäudeversicherung Graubünden, Markus Feltscher.
Es sei offen, wann die Schadenexperten der Versicherungen im Katastrophengebiet ihre Arbeit aufnehmen können. Nach Angaben der Bündner Polizei konnten am Freitag nur einige Bewohner aus dem evakuierten Bondo in ihre Häuser zurückkehren. Ins eigentliche Murgebiet hatten nur Rettungskräfte Zutritt.