Dienstag, kurz nach 8:00 Uhr, Schulhaus Döltschi in der Stadt Zürich. Die Schülerinnen und Schüler der 2. Sek B nehmen Platz auf den roten Sofas in der Sitzecke des Schulzimmers. Thema: Berufseinstieg.
Ich hoffe, dass ich trotz Corona noch eine gute Lehrstelle finde.
Der 13-jährige Nino möchte Automatiker werden: «Ich habe mich bis jetzt im Internet über die verschiedenen Berufe informiert. Ich hoffe, dass ich trotz Corona noch eine gute Lehrstelle finde.»
Vor einigen Tagen wäre die Klasse an die Berufsmesse Zürich gegangen. Es ist die schweizweit grösste ihrer Art, letztes Jahr kamen über 55'000 Jugendliche. Doch dieses Jahr ist alles anders. Die Berufsmesse findet wegen Corona nicht statt.
Der 14-jährige Aymen ist enttäuscht: «An der Berufsmesse hätte ich mich besser entscheiden können.» Denn er interessiert sich für Architektur, schraubt aber auch gerne an Computern und fragt sich, ob vielleicht dennoch das KV das Richtige für ihn wäre.
Kiana (13) hat zwar einen Berufswunsch, sie möchte eine kaufmännische Lehre machen. Aber: «Hundertprozentig sicher bin ich mir noch nicht. Es gibt viele Berufe, die wir nicht kennen.»
Der Lehrer, Christian Thörig, versucht den Jugendlichen die verschiedenen Berufe mit kurzen Videos näherzubringen. Das sei aber ein schlechter Ersatz: «An der Berufsmesse können die Jugendlichen den Beruf erfahren. Zum Beispiel beim Maurer können sie die Steine berühren und mit dem Zement versuchen, eine kleine Mauer zu bauen.»
Zürich plant Online-Berufsmesse
Im Kanton Zürich soll es nun eine Berufsmesse im Internet geben. Der Kanton stellt das Angebot zusammen mit dem Gewerbe auf die Beine. So sollen etwa Infoveranstaltungen der einzelnen Berufsverbände online stattfinden. Termine und Videos sollen auf einer speziellen Online-Plattform der Berufsberatung kommuniziert werden.
Thomas Hess, Geschäftsleiter des KMU- und Gewerbeverbands Kanton Zürich, erhofft sich ein lebendiges Angebot: «Ein Werbefilm wäre für mich nicht gut genug. Besser wäre ein Livestream, bei dem der Beruf vorgestellt wird.» So könnten sich Jugendliche zuschalten und Fragen stellen.
Eine Beratung oder eine Online-Berufsmesse ersetzen eine Schnupperlehre nicht. Darum appeliert Thomas Hess vom Zürcher KMU- und Gewerbeverband an die Betriebe: «Es ist elementar, dass sich Jugendliche vor Ort ein Bild machen können. Lasst sie auch während der Corona-Pandemie eine Schnupperlehre machen!»
Trotz den Hilfsangeboten der Kantone: Der Einstieg ins Berufsleben dürfte momentan noch schwieriger sein, als er sonst schon ist.