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Berufungsprozess Tag zwei Rockerprozess: Nun stehen die Hells Angels vor Gericht

Am Berner Obergericht sind am zweiten Prozesstag zwei Mitglieder der Hells Angels an der Reihe. Bei vielen Fragen verweigern sie die Aussage.

Nachdem am ersten Tag Mitglieder des Motorrad- und Rockerclubs Bandidos ausgesagt haben, stehen am Dienstag zwei Mitglieder der Hells Angels vor Gericht.

Auch die beiden Rocker der Hells Angels sagen vor Gericht sehr wenig. Sie antworten kaum auf Fragen – also ähnlich wie bereits die Mitglieder der Bandidos am ersten Prozesstag.

Kutte mit Hells Angels Logo darauf.
Legende: Einer der Hells Angels schwieg vor Gericht, der zweite konnte sich nicht erinnern. KEYSTONE/Stringer

Der erste Hells Angel sagt nichts zur Schlägerei 2019, der zweite kann sich nicht erinnern. Dabei wurden beide an dem Tag verletzt und mussten sogar notoperiert werden.

In den Plädoyers fordert die Verteidigung für drei der angeklagten Bandidos einen Freispruch. Mit der Begründung, dass sie sich gar nicht an der Schlägerei 2019 in Belp BE beteiligt hätten.

Für einen dritten Bandido fordert die Verteidigung, das Strafmass zu reduzieren, von zehn auf vier Monate bedingt. Es sei nicht erwiesen, dass der Mann bewaffnet gewesen sei.

Zeichnung aus dem Gerichtssaal.
Legende: Der Hauptangeklagte des Prozesses von 2022 war diesmal als Zeuge geladen (schwarzer Pullover). SRF/Erika Bardakci-Egli

Die Verteidiger der Anhänger der Hells Angels fordern ebenfalls Freisprüche. In ihren Augen fehlen die Beweise für eine Verurteilung. Zudem sind sie der Ansicht, dass die Hells Angels gar nicht an einer Auseinandersetzung interessiert waren und keinen Angriff geplant hatten. Sie hätten auch nichts von einem möglichen Angriff anderer Rockerclubs gewusst.

Es seien nur wenige Hells Angels vor Ort gewesen. Mitglieder der Broncos und Bandidos seien in der Überzahl gewesen. Dies zeige, dass die Hells Angels nicht von einer gewaltsamen Auseinandersetzung ausgingen. Die Verteidiger weisen mehrmals auf die schweren Verletzungen der Beschuldigten hin. Dies sei Strafe genug.

Blick zurück: mit Messern und Schusswaffen unterwegs

Im Mai 2019 gab es in Belp BE einen heftigen Streit zwischen den Hells Angels und den Bandidos. Die Hells Angels, die in der Schweiz die Szene dominieren, hatten erfahren, dass die Bandidos dort ihr erstes Clublokal eröffnen wollten. Sie fuhren hin und stürzten sich mit Messern, Schlagringen und Schusswaffen auf die beiden Motorradgruppen. Fünf Personen wurden verletzt, zwei davon schwer.

2022 fand vor dem Regionalgericht Bern-Mittelland der Prozess mit 22 Angeklagten statt. Während der Verhandlungen gingen vor dem Amthaus gegen 200 Männer – Hells Angels und Bandidos – aufeinander los.

Polizisten in Vollmontur diskutieren mit Mitgliedern der Hells Angels und Bandidos.
Legende: Im Mai 2022 kam es in der Nähe des Gerichtsgebäudes in Bern zu heftigen Tumulten zwischen rivalisierenden Rockern und Polizisten. KEYSTONE/Stringer

Die Kantonspolizei Bern schaffte es nur dank eines Grossaufgebots, die verfeindeten Motorradclubs zu trennen. Die Urteilsverkündung hingegen lief friedlich ab. Der Hauptangeklagte, ein Bandido, wurde wegen versuchter vorsätzlicher Tötung und Raufhandels zu acht Jahren Gefängnis verurteilt, während weitere Rocker bedingte Freiheitsstrafen erhielten.

Acht Männer – zwei Hells Angels und sechs Bandidos – legten gegen die Schuldsprüche des Regionalgerichts Berufung ein, weshalb der Fall nun vor dem Obergericht verhandelt wird. Voraussichtlich noch bis Donnerstag läuft der Berufungsprozess. Das Obergericht wird das Urteil am 13. Februar verkünden.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 28.1.2025, 17:30 Uhr ; 

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