Vielleicht sind Sie beim Ausmisten auch schon auf Gegenstände gestossen, die zu Träumen vom plötzlichen Reichtum anregten. Eventuell ist die schnörkelige Porzellanvase aus Grossvaters Estrich ja zehntausende von Franken wert. Oder in der Briefmarkensammlung der Grossmutter findet sich ein Fehldruck, für den Liebhaber ordentlich hinblättern würden.
Um den Wert genau solcher Fundstücke einschätzen zu lassen, pilgern diesen Samstag Hobby-Schatzsucher aus der ganzen Schweiz zum Museum Burg in Zug. Nach coronabedingter Pause findet dort wieder der alljährliche Bestimmungstag statt. Historiker und Archäologinnen nehmen Gegenstände der Besucherinnen und Besucher unter die Lupe.
Stempel und Initialen als Hinweise
Einer von ihnen ist David Etter, der Kurator des Museums. Anhand eines Gegenstands aus der museumseigenen Sammlung erklärt er, wie bei einer solchen Bestimmung vorgegangen wird. Etter streift sich weisse Handschuhe über und greift nach einem silbernen Gefäss. «Dies ist eine sogenannte Wöchnerinnen-Schüssel. Wenn eine Frau ein Kind geboren hatte, wurde dieses Gefäss verwendet, um darin Suppe zu kochen. Der Deckel diente gleichzeitig als Teller.»
Der Kurator hält sich eine schwarze Lupe ans Auge und dreht die Schüssel um. Auf deren Boden sind Initialen eingraviert: J.D.K. «Die Initialen gehören dem Zuger Zinngiesser Jakob David Keiser. Wenn man weiss, dass der vor gut 300 Jahren gelebt hat, kann man auch das Alter des Gefässes einschätzen.» Andere Gegenstände desselben Zinngiessers haben an Auktionen für gut 400 Franken den Besitzer gewechselt. Die Schüssel selbst ist als Museumsstück nicht verkäuflich.
Wissen zugänglich machen
So einfach wie bei diesem Gefäss sei die Bestimmung aber nur selten, räumt David Etter ein. Nicht alle Antiquitäten seien mit einem Stempel oder Initialen versehen, deren Herkunft bereits recherchiert wurde und die sich in Büchern nachschlagen lassen. «Gerade bei Gemälden ist es oft schwierig, sie einem Maler oder einer Malerin zuzuordnen –besonders wenn sie nicht signiert sind.»
Gerade weil Bestimmungen eine solche Herausforderung seinen, wolle das Museims sein Expertenwissen der Bevölkerung zugänglich machen, sagt Miriam Wismer, die Kommunikationsfrau des Museums Burg. Der Bestimmungstag findet bereits zum dritten Mal statt. «Die meisten Leute bringen Alltagsgegenstände wie Geschirr oder Werkzeuge vorbei. Es kann aber durchaus auch ein Bild, eine Skulptur oder ein schönes Schmuckstück sein.» Das Museum habe für alle möglichen Bereiche einen Experten oder eine Expertin vor Ort, so Wismer.
Der emotionale Wert
Ein wirklich kostbarer Schatz sei noch nicht aufgetaucht. «Den wertvollsten Gegenstand bisher hat uns im Jahr 2019 ein älteres Ehepaar vorbeigebracht. Sie kamen mit einer Skulptur, die ihnen die Nachbarn in die Hände gedrückt hatten. Es stellte sich als Werk eines Zuger Künstlers heraus, dessen Wert im vierstelligen Bereich liegt.»
Solche Funde seien eine Ausnahme, wiederholt Miriam Wismer. «Oft sind es jedoch Stücke, die für die Gäste einen grossen persönlichen Wert haben.» Wenn die Expertinnen und Experten etwas über die Geschichte dieser Fundstücke erzählen könnten, habe das oft seinen ganz eigenen Wert. Statt finanziell sei dieser halt emotional.