Was früher als edles Zeichen von Wohlstand und Luxus galt, ist heute grösstenteils verpönt: Pelze tragen. Das Thema ist seit Jahrzehnten auf dem politischen Parkett.
Erst im Dezember 2023 wurde die Pelz-Initiative eingereicht. Dabei geht es um ein «Importverbot für tierquälerisch erzeugte Pelzprodukte», heisst es im Initiativtext.
Wie an einem Klassentreffen
Dass Pelzfelle heuer noch gelebte Tradition sein können, zeigt beispielsweise der Pelzfellmarkt in Altstätten im St. Galler Rheintal, der seit über 220 Jahren existiert. Es ist ein Ort, an dem die regionale Jägerschaft ihre Felle und Pelze verkauft, die von der Jagd übriggeblieben sind. Gleichzeitig symbolisiert der Markt den Abschluss der Jagd und ein Treffen unter Gleichgesinnten: Bis zu 400 Jäger, seltener auch Jägerinnen, sind zugegen.
Am Altstätter Pelzfellmarkt kommen noch etwa 100 Füchse zusammen. Die schönsten Exemplare werden ausgezeichnet. Es findet ein Handel statt, je nach Qualität geht ein Fuchspelz für fünf bis zehn Franken über den Tisch. Selten kommen Marder- oder Rehfelle dazu. Die verkauften Rohfelle werden oft weiterverarbeitet zu Decken, Mänteln, Hüten oder Schals.
Für den OK-Präsidenten des Markts, Peter Eugster, ist eine Diskussion über Sinn und Unsinn von Pelzen teils müssig: «Wenn jemand gegen Pelz ist, beeinflusst das die Jagd nicht. Ich fände es schade, wenn ein solch hochwertiges Produkt entsorgt würde.» Wenn es nicht als Fell gebraucht werden soll, dann als Leder.
Die Fuchsjagd ist nicht mit Abschusszahlen geregelt. Die Zeitspanne reicht vom 15. Juni bis Ende Februar. «Wir schauen vorwiegend, dass wir die kranken und verletzten Tiere entnehmen», sagt Peter Eugster, der selbst auch Jäger und Landwirt ist. Man habe in den letzten Jahren bei den Wildzählungen festgestellt, dass es bei überdurchschnittlich vielen Füchsen weniger Rehe gebe. Zudem fühlten sich die Tiere in Siedlungsnähe sehr wohl.
Fellverkauf ist kein lukratives Geschäft
Der Pelzhandel ist rückläufig. Das sei logisch, sagt Peter Eugster. «Die Jäger produzieren weniger Pelz, weil es verhältnismässig aufwändig ist für einen kleinen Ertrag.» Ein Beispiel: «Eineinhalb Stunden einen Fuchs abbalgen für acht Franken – das ist ein tiefer Stundenlohn.» Abbalgen bedeutet das Fell abziehen. Danach wird das Fell auf ein Brett gespannt und getrocknet.
Mit den Fellen geht es dann zum Pelzfellmarkt in Altstätten. Die Jäger müssen sich mit Namen und Herkunft anmelden. Die Zeiten, als Jäger 40 oder 50 Franken für einen Pelz erhielten? Längst Vergangenheit. Das hängt mit dem schlechten Ruf zusammen. Pelzfelle werden mit Tierquälerei und Zuchtfarmen in Verbindung gebracht. Damit habe Schweizer Fuchs-, Marder- oder Hasenfell aber nichts zu tun, betont OK-Präsident Peter Eugster.
Ein Jäger, der den Pelzfellmarkt seit über 50 Jahren besucht, versteht nicht, warum Tierfelle oder Pelze derart in Verruf gerieten. Er winkt ab: «Wenn jemand ein Bälgli trägt, ist er ein Mörder. Heute gibt es viel synthetischen Kram.» Dies sei nichts für ihn. Auf dem Markt in Altstätten trifft er weiterhin Gleichgesinnte. Der Markt ist heute mehr Treffen und Festwirtschaft als eine grosse Handelsplattform. Blaskapelle inklusive.