«Betonklotz» ist der wenig schmeichelhafte Übername für das Franziskushaus, das abseits der Solothurner Gemeinde Dulliken in einem Waldstück steht. Dabei ist das grosse Betongebäude seit 2012 unter kantonalem Denkmalschutz. «Es ist einer der wichtigen Vertreter der Beton-Moderne», sagt Fotografin und Betonexpertin Karin Bürki. «Architekt des Franziskushauses war Otto Glaus, einer der wichtigsten Vertreter der Nachkriegsarchitektur.»
Die prunkvollen Zeiten des Franziskushauses sind allerdings längst vorbei. Seit rund acht Jahren lottert das Gebäude vor sich hin und ist zu einem typischen «Lost Place» geworden. Hecken und Bäume überwuchern das Gelände, Fenster sind eingeschlagen, Möbel zerstört und teils verbrannt, Wände mit Graffiti beschmiert und verdreckt. Wie ist es so weit gekommen?
Vom Kloster zum Bildungszentrum
Die Geschichte des Franziskushaus steht von Anfang an unter einem schlechten Stern. Zu Beginn des Baus im Jahr 1964 plant Architekt Otto Glaus ein Franziskanerkloster. Schon während der Bauzeit sinkt die Zahl der Ordensmitglieder jedoch dramatisch. Darum wird das Gebäude zur religiösen Ausbildungsstätte umfunktioniert.
Der Zerfall des Franziskushauses
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Bild 1 von 6. Inzwischen ist der Aussenbereich komplett überwuchert. Gras, Gestrüpp und Unkraut wachsen ungebremst. Bildquelle: SRF/Mario Gutknecht.
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Bild 2 von 6. Schon 2021 war das Franziskushaus verlassen. Trotzdem ist gut ersichtlich, wie stark das Gebäude und die Umgebung seither vernachlässigt wurden. Bildquelle: SRF/Andreas Brandt.
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Bild 3 von 6. Fast alle Fenster am Gebäude sind eingeschlagen. Damit ist auch das Innere des Franziskushauses der Witterung ausgesetzt. Bildquelle: SRF/Mario Gutknecht.
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Bild 4 von 6. Ein Blick in die Kapelle. Die Ausstattung wurde von Architekt Otto Glaus für das Franziskushaus entworfen. Heute ist das Mobiliar teils zerstört, die Wände sind versprayt. Bildquelle: ZVG/Konrad Schenker.
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Bild 5 von 6. Im Jahr 2023 brannte es gleich viermal im Franziskushaus. Immer wieder musste die Feuerwehr ausrücken. So auch bei diesem Brand am 19. 1. 2023. Bildquelle: ZVG/Kantonspolizei Solothurn.
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Bild 6 von 6. Die Flammen und der Rauch haben ihre Spuren hinterlassen. Die Einrichtung wurde teils zerstört. Bildquelle: ZVG/Konrad Schenker.
Später wird das Franziskushaus verkauft und bis 2016 als Wohnheim für Studierende der FHNW in Olten genutzt. Seither steht das Gebäude leer. Inzwischen gehört es einer Zürcher Immobilienfirma. Der Geschäftsführer ist in der Region wohnhaft, dennoch lässt er den geschützten Bau verlottern.
Das tut einem im Herzen weh.
Die abgelegene Anlage ist seither Treffpunkt für Jugendliche, Ort für illegale Partys, Vandalenakte – auch von Prostitution ist die Rede. «Das zu sehen, tut einem im Herzen weh», sagt der Dulliker Gemeinderat Konrad Schenker sichtlich berührt, während er sich Bilder der teils massiv zerstörten Innenräume anschaut.
Druck der Gemeinde zeigt Wirkung
«Alleine im letzten Jahr hat es viermal gebrannt», erzählt Schenker. Dabei wurden teils denkmalgeschützte Einrichtungen zerstört. Gegenüber den Sachbeschädigungen ist die Gemeinde jedoch machtlos. «Die Polizei war zeitweise täglich vor Ort. Wenn der Besitzer keine Anzeige erstattet, sind uns aber die Hände gebunden.» Mehrere Male hat die Gemeinde bereits das Gespräch mit dem Besitzer gesucht – bisher erfolglos.
Franziskushaus 2012
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Bild 1 von 3. 2012 wurde das Franziskushaus unter kantonalen Schutz gestellt. Zeitgleich liess der damalige Besitzer das Innere sanieren. Im Bild die Kapelle. Bildquelle: Kantonale Denkmalpflege/Immocon AG.
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Bild 2 von 3. Das ehemalige Bildungszentrum verfügt unter anderem über eine Aula. Zur Anlage gehören auch Schlafzimmer oder Gemeinschaftsräume. Bildquelle: Kantonale Denkmalpflege/Immocon AG.
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Bild 3 von 3. Laut der Solothurner Denkmalpflege sind die «reduzierte Farbwahl und der kräftig strukturierte Verputz» charakteristisch für das Innere des Gebäudes. Bildquelle: Kantonale Denkmalpflege/Immocon AG.
Als letztes Mittel haben die Gemeinde und die kantonale Denkmalpflege mit Verfügungen Druck auf den Besitzer gemacht. Darin fordern beide Parteien, dass ein Zaun um das Gebäude errichtet wird und zumindest die Fenster im Erdgeschoss gesichert werden.
Der Druck hat offenbar gewirkt: Letzte Woche gab es ein Treffen zwischen Vertretern der Gebäudeversicherung, des Kantons, der Gemeinde und des Besitzers. Dabei versprach der Besitzer, bis Mitte März mit ersten Sicherungsmassnahmen zu beginnen. Zunächst soll ein Baustellenzaun dafür sorgen, dass der Zugang zum Gebäude erschwert wird.
Die Erleichterung beim Dulliker Gemeinderat ist gross. «Es ist ein erster wichtiger Schritt, um dieses kulturelle Denkmal zu schützen», sagt Konrad Schenker. Er hofft, dass künftig wieder Leben in das Franziskushaus kommt. Am ehesten sieht er eine Nutzung als Schulungszentrum. Die Infrastruktur dazu sei vorhanden. «Vielleicht merkt der Besitzer ja doch noch, was für ein tolles Gebäude er hat.»