«Betonklotz» ist der wenig schmeichelhafte Übername für das Franziskushaus, das abseits der Solothurner Gemeinde Dulliken in einem Waldstück steht. Dabei ist das grosse Betongebäude seit 2012 unter kantonalem Denkmalschutz. «Es ist einer der wichtigen Vertreter der Beton-Moderne», sagt Fotografin und Betonexpertin Karin Bürki. «Architekt des Franziskushauses war Otto Glaus, einer der wichtigsten Vertreter der Nachkriegsarchitektur.»
Die prunkvollen Zeiten des Franziskushauses sind allerdings längst vorbei. Seit rund acht Jahren lottert das Gebäude vor sich hin und ist zu einem typischen «Lost Place» geworden. Hecken und Bäume überwuchern das Gelände, Fenster sind eingeschlagen, Möbel zerstört und teils verbrannt, Wände mit Graffiti beschmiert und verdreckt. Wie ist es so weit gekommen?
Vom Kloster zum Bildungszentrum
Die Geschichte des Franziskushaus steht von Anfang an unter einem schlechten Stern. Zu Beginn des Baus im Jahr 1964 plant Architekt Otto Glaus ein Franziskanerkloster. Schon während der Bauzeit sinkt die Zahl der Ordensmitglieder jedoch dramatisch. Darum wird das Gebäude zur religiösen Ausbildungsstätte umfunktioniert.
Später wird das Franziskushaus verkauft und bis 2016 als Wohnheim für Studierende der FHNW in Olten genutzt. Seither steht das Gebäude leer. Inzwischen gehört es einer Zürcher Immobilienfirma. Der Geschäftsführer ist in der Region wohnhaft, dennoch lässt er den geschützten Bau verlottern.
Das tut einem im Herzen weh.
Die abgelegene Anlage ist seither Treffpunkt für Jugendliche, Ort für illegale Partys, Vandalenakte – auch von Prostitution ist die Rede. «Das zu sehen, tut einem im Herzen weh», sagt der Dulliker Gemeinderat Konrad Schenker sichtlich berührt, während er sich Bilder der teils massiv zerstörten Innenräume anschaut.
Druck der Gemeinde zeigt Wirkung
«Alleine im letzten Jahr hat es viermal gebrannt», erzählt Schenker. Dabei wurden teils denkmalgeschützte Einrichtungen zerstört. Gegenüber den Sachbeschädigungen ist die Gemeinde jedoch machtlos. «Die Polizei war zeitweise täglich vor Ort. Wenn der Besitzer keine Anzeige erstattet, sind uns aber die Hände gebunden.» Mehrere Male hat die Gemeinde bereits das Gespräch mit dem Besitzer gesucht – bisher erfolglos.
Als letztes Mittel haben die Gemeinde und die kantonale Denkmalpflege mit Verfügungen Druck auf den Besitzer gemacht. Darin fordern beide Parteien, dass ein Zaun um das Gebäude errichtet wird und zumindest die Fenster im Erdgeschoss gesichert werden.
Der Druck hat offenbar gewirkt: Letzte Woche gab es ein Treffen zwischen Vertretern der Gebäudeversicherung, des Kantons, der Gemeinde und des Besitzers. Dabei versprach der Besitzer, bis Mitte März mit ersten Sicherungsmassnahmen zu beginnen. Zunächst soll ein Baustellenzaun dafür sorgen, dass der Zugang zum Gebäude erschwert wird.
Die Erleichterung beim Dulliker Gemeinderat ist gross. «Es ist ein erster wichtiger Schritt, um dieses kulturelle Denkmal zu schützen», sagt Konrad Schenker. Er hofft, dass künftig wieder Leben in das Franziskushaus kommt. Am ehesten sieht er eine Nutzung als Schulungszentrum. Die Infrastruktur dazu sei vorhanden. «Vielleicht merkt der Besitzer ja doch noch, was für ein tolles Gebäude er hat.»