Seit zwei Monaten sorgt Pfäffikon im Zürcher Oberland schweizweit für Schlagzeilen. Es geht um den Fall eines Lehrers. Nachdem sich Eltern dagegen gewehrt haben, dass er als homosexueller Mann Sexualkundeunterricht gibt, verlor er seine Stelle.
Die Behörden wurden in den letzten Wochen deshalb scharf kritisiert. An der Gemeindeversammlung von Pfäffikon am Montagabend haben sie sich den kritischen Fragen gestellt. Das Interesse war gross, etwa 250 Personen nahmen an der Versammlung teil.
Ich will vom Herrn Gemeinderat wissen, was da genau passiert ist.
Unter ihnen eine junge Frau. Beim Hereinlaufen in den Dorfsaal sagte sie: «Ich komme, weil ich vom Herrn Gemeinderat wissen will, was da genau passiert ist in der Schule.» Sie finde es nicht in Ordnung, wie das Ganze abgelaufen sei. Zudem habe sie selbst ein Kind, das später in Pfäffikon zur Schule gehen werde. Auch deshalb wolle sie Antworten. Ein älterer Mann hoffte im Vorfeld auf «ehrliche Antworten».
Gemeindepräsident will Lehren ziehen
Die drei Ortsparteien der Grünliberalen, der SP und der SVP hatten vorab gemeinsam einen Fragenkatalog eingereicht. Gemeindepräsident Marco Hirzel beantwortete diese und gab auch Fehler der Schulbehörden zu.
Er bestritt jedoch, dass der Lehrer die Schule verlassen musste, weil er schwul ist. «Es stimmt nicht, dass Lehrpersonen bei uns diskriminiert werden.» Vielmehr habe sich gezeigt, dass im konkreten Fall eine andere Lösung aus verschiedenen Gründen nicht mehr möglich war und eine weitere Eskalation immer wahrscheinlicher wurde.
Es stimmt nicht, dass Lehrpersonen bei uns diskriminiert werden.
Klar ist: Die konservativen Eltern haben ihr Ziel erreicht, der schwule Lehrer unterrichtet nicht mehr in Pfäffikon. Diesen Punkt bestreitet auch Hirzel nicht. «Das ist sehr störend», sagt er. Zugleich sei es eine der wichtigsten Lehren, die die Behörden ziehen wollten. Ein solcher Vorfall dürfe sich in Pfäffikon nicht wiederholen.
Um dieses Ziel zu erreichen, plant die Gemeinde Weiterbildungen. Die Schulbehörden, die Schulleitung und Lehrerinnen und Lehrer sollen besser auf Konflikte vorbereitet werden. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass der Sexualkundeunterricht grundsätzlich von externen Fachleuten und nicht mehr von Klassenlehrpersonen erteilt wird.
Parteien zufrieden, Bevölkerung weniger
Parteivertreter, die die Fragen eingereicht hatten, waren mit den Antworten soweit zufrieden. «Wir sehen, dass die Schulpflege auf einem guten Weg ist und in die richtige Richtung arbeiten will», sagte etwa Thomas Wolewinski, Co-Präsident der GLP Pfäffikon. Er habe Vertrauen in die Behörden.
Die Verantwortung wird abgeschoben.
Die Bevölkerung war weniger überzeugt. Ein Einwohner sagte beispielsweise, «wahrscheinlich freikirchliche Eltern» seien für ihr Verhalten belohnt worden. Er störte sich daran, dass dadurch ein Schaden von mehreren zehntausend Franken entstanden sei. Und eine junge Frau kritisierte: «Die Verantwortung wird abgeschoben.» Es überzeuge sie nicht, dass ein Lehrer gehen müsse, um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen.
Die Wogen in Pfäffikon sind auch nach der Gemeindeversammlung noch nicht vollständig geglättet.