Zu Hause mit dem Partner Französisch reden, am Arbeitsplatz Deutsch und ab und zu ein E-Mail auf Englisch schreiben: Solche sprachliche Vielfalt ist in der Schweiz ganz normal. 68 Prozent der Personen geben an, mehr als eine Sprache regelmässig zu benutzen. Hauptsprachen bleiben Deutsch, Französisch und Italienisch.
Eine wichtige Rolle spielt aber das Englisch, erklärt Georges-Simon Ulrich, Direktor des Bundesamtes für Statistik: «Englisch kommt als häufigste Nicht-Landessprache bei 45 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz regelmässig zum Einsatz. Bei den 15- bis 24-Jährigen wird die Fremdsprache sogar von fast drei Vierteln mindestens einmal pro Woche verwendet.»
Jugendliche sprechen, schreiben oder hören Englisch also am häufigsten. Wenn Erwachsene eine Sprache lernen – und das tut jeder und jede fünfte – so ist Englisch auch die häufigste Wahl, vor allem aus beruflichen Gründen. Das zeigt eine Erhebung des Bundesamtes für Statistik zur Sprache, Religion und Kultur, die zum zweiten Mal durchgeführt wurde.
Mehrsprachigkeit dürfte weiter zunehmen
Ein Grund für die Sprachenvielfalt in Schweiz ist auch die Zuwanderung, die dafür sorgt, dass etwa Spanisch, Portugiesisch und Albanisch in der Statistik auftauchen. Im Vergleich zur ersten Untersuchung vor fünf Jahren hat die Mehrsprachigkeit leicht zugenommen. Weshalb das so ist, lässt das Bundesamt für Statistik offen.
Die Mehrsprachigkeit dürfte aber weiter zunehmen. Denn die Kinder sind besonders polyglott unterwegs: Die Erhebung zeigt, dass über 40 Prozent der Kinder zu Hause mehr als eine Sprache sprechen, das ist häufiger der Fall als bei der Bevölkerung im Durchschnitt.
Der Schweizer Bevölkerung ist es offenbar wichtig, dass Landessprachen gepflegt und gelernt werden. «Ein Grossteil der in der Schweiz lebenden Personen ist der Meinung, dass Kenntnisse von mehreren Landessprachen wichtig für den Zusammenhalt in der Schweiz seien», so Georges-Simon Ulrich vom BfS.
Erste Fremdsprache: Französisch oder Englisch?
Folglich ist auch ein Grossteil der Bevölkerung der Meinung, dass an Schulen als erste Fremdsprache zuerst eine Landessprache unterrichtet werden soll. Diesem Wunsch folgen viele Deutschschweizer Kantone im Osten des Landes und in der Zentralschweiz nicht mehr.
Sie sind in den letzten Jahrzehnten dazu übergegangen, statt Französisch zuerst Englisch zu unterrichten, was in anderen Landesteilen für Kritik sorgte. Das zeigt: Die Sprachenvielfalt in der Schweiz ist nicht nur eine Statistik, sondern wird manchmal auch zum Politikum.