Heute vor einem Jahr: Aus der chinesischen Stadt Wuhan kamen die ersten Meldungen über eine neue «mysteriöse Lungenkrankheit». Für SRF-Wissenschaftsjournalistin Katrin Zöfel bedeutete diese Nachricht den Beginn eines beruflichen Ausnahmezustands. Beobachten, wie sich das Virus zur Pandemie ausweitete. Eine Flut von Studien bewältigen. Erklären, erklären und nochmals erklären. Und immer wieder auf Überraschungen reagieren, die das Virus bereithielt.
Ich dachte: Wenn die Wissenschaft schnell und gut Kenntnisse über dieses Virus liefert, dann kommt das schon gut.
Im Sommer dann: Endlich etwas Entspannung. Die erste Corona-Welle war überstanden. Auch Katrin Zöfel war damals relativ optimistisch. «Ich hatte in der ersten Welle eine starke Demut gelernt vor diesem Virus. Und ich dachte: Wenn die Wissenschaft schnell und gut Kenntnisse über dieses Virus liefert, dann kommt das schon gut.» Was sie aber unterschätzt habe: Wie schwierig es ist, wissenschaftliche Erkenntnis in politisches Handeln umzusetzen.
Quittung für die Sorglosigkeit
Die Sorglosigkeit des Sommers rächte sich bitter. In aller Ruhe konnte sich das Virus ausbreiten. Und kaum sanken die Temperaturen, stiegen die Fallzahlen wieder an – und zwar exponentiell. Was das bedeutet, illustriert Zöfel mit diesem Beispiel: Legt man fünf Rappen so an, dass sie sich ein Jahr lang alle zwei Wochen verdoppeln, dann hat man nach einem Jahr über 1.6 Millionen Franken auf dem Konto. Genauso verhielten sich in der Schweiz die Corona-Fallzahlen.
Am 18. Oktober erklärte Bundesrat Alain Berset, was bis dahin nur die Virologen gewagt hatten, laut auszusprechen: «Die zweite Welle ist da.» Doch die Reaktion der Politik blieb verhalten: Eine Maskenpflicht für alle, das war das Auffälligste. Das Urteil von Zöfel: «Das war klar nicht genug.»
Wenn man an jenem Tag die Strenge der Corona-Gegenmassnahmen der Schweiz mit denen anderer Länder vergleiche, dann sehe man: Die Schweiz war etwa gleichauf mit Afghanistan und Tansania. In Europa waren nur Estland und Kroatien so wenig streng.
Ländervergleich: Strenge der Corona-Massnahmen (engl.)
Am 9. November kam dann die Meldung vom ersten Impfstoff, den das US-Unternehmen Pfizer und die deutsche Firma Biontech entwickelt haben. Inzwischen sind vielerorts die Zulassungen für diesen oder andere Impfstoffe erteilt worden, und das Impfen der Risikogruppen hat begonnen.
Möglichst schnell möglichst viele impfen
Ist das der Anfang vom Ende der Pandemie? Die Wissenschaftsjournalistin sieht Grund zur Hoffnung. Entscheidend sei jetzt, dass möglichst schnell möglichst viele Leute geimpft werden. «Dieses Virus ist auf der ganzen Welt verbreitet», betont Zöfel. «Es ist in sehr vielen Körperzellen in sehr vielen Menschen vorhanden. Überall dort vermehrt es sich. Und immer wenn sich das Virus vermehrt, entstehen auch Mutationen.»
Die Gefahr bleibe darum «recht hoch», dass irgendwann eine Mutation entsteht, die den Impfstoff unwirksam macht. Zöfels Fazit: «Das ist immer noch ein offenes Rennen.»
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