Auswärts essen gehen, aber mal ganz anders, in völliger Dunkelheit: Dieses Erlebnis bietet das Restaurant Blindekuh in der Stadt Zürich seit nun schon 25 Jahren. Die Gäste sehen gar nichts vom Essen und auch nichts vom Gegenüber. Will man einen Schluck trinken, muss man mit den Händen abtasten, wo das Glas steht. Das kann durchaus eine Herausforderung sein.
Ein Restaurant im Dunkeln, das war die Idee von Jürg Spielmann und drei Gefährten. Im September 1999 eröffneten sie die Blindekuh im Zürcher Seefeld. Medien aus aller Welt berichteten daraufhin vom einzigartigen Erlebnis.
Teilweise mussten interessierte Gäste acht Monate lang warten, bis sie einen Tisch bekamen. Und auch heute noch hält der Erfolg an: Rund 20'000 Menschen besuchen jährlich die Blindekuh, wie das Restaurant festhält. Dabei werden sie von blinden Menschen bedient. So ist das Restaurant bzw. die Stiftung dahinter eine der grössten Arbeitgeberinnen für blinde und sehbehinderte Menschen in der Schweiz.
Die Idee kam im Museum
Die Idee kam dem Gründungsteam aufgrund eines Ausstellungsbesuchs im zürcherischen Museum für Gestaltung. Bei jener Ausstellung nämlich wurde das Licht gelöscht, woraufhin blinde Menschen die Museumsbesucher herumführten. Einer der Guides: Jürg Spielmann, der selbst blind ist.
Dieser Rollentausch sei davor unvorstellbar gewesen, eine völlig neue Erfahrung. Genau daraus entstand das Konzept des Dunkelrestaurants. Doch sei der Weg bis zur Eröffnung holprig gewesen. Ein offenkundiges Problem: Damals hatte schlicht noch niemand Erfahrungen mit solch einem Restaurant. Ausserdem musste Geld aufgetrieben werden, etwa bei Selbsthilfeorganisationen. «Es gab sehr viele Zweifel, ob das funktionieren kann», so Spielmann.
Diese Zweifel jedoch zerstreute das Gründungsteam alsbald. Und das Konzept wurde in Folge weltweit kopiert. So gibt es Dunkelrestaurants etwa in Köln, Sydney oder Los Angeles. Und 2005 eröffnete das Zürcher Team in Basel eine zweite Filiale des Dunkelrestaurants. Zusammen bieten die beiden Restaurants rund 60 Mitarbeitenden eine Anstellung – etwa 30 von ihnen sind blind oder sehbehindert.
Während das Restaurant selbst stockdunkel ist und man weder Handy noch leuchtende Materialien mit reinbringen darf, brennt in der Küche Licht und das Küchenteam ist sehend. Dass hingegen blinde Menschen im Service arbeiten, wüssten zu Beginn des Besuchs einige Gäste gar nicht, so Nyree Nijboer, die Betriebsleiterin im Zürcher Restaurant.
Übrigens: Die Blindekuh hat in den 25 Jahren Bestehen auch einige Anekdoten angesammelt: So musste eine Frau mal ihren Besuch abbrechen, weil sie fluoreszierende Fingernägel hatte. Und Lachs wurde von der Speisekarte gestrichen, weil es auf dem Fisch gewisse Bakterien gibt, die im Dunkeln ein wenig leuchten können. Alles, damit es in der Blindenkuh tatsächlich stockdunkel bleibt.