Der Mann, der die SVP gross gemacht hat, zieht sich aus der Parteileitung zurück. Doch den Abschied aus der Politik in Raten soll dieser Schritt nicht bedeuten, macht Christoph Blocher gleich klar. «Nein, es ist eine intensive Beschäftigung mit der Hauptfrage, die die Schweiz beschäftigt.» Und zwar die Frage, ob die Schweiz ein Rahmenabkommen mit der EU abschliessen solle.
Die Landesregierung hofft, noch in diesem Jahr mit Brüssel eine Einigung zu finden. Da würden bei ihm alle Alarmglocken läuten. Wie damals beim EWR schaltet der ehemalige Bundesrat in den Kampfmodus. «Die wollen uns jetzt in die Arme der EU treiben», warnt Blocher, und will sich deshalb in den nächsten Monaten mit aller Kraft gegen das Rahmenabkommen einsetzen.
Rahmenvertrag ist Blochers zweiter EWR
Wie beim EWR sei seine Partei die einzige, die dazu Kraft habe. «Wir müssen es jedem sagen. Das heisst wieder an Versammlungen auftreten, Leserbriefe, Inserate, Geld sammeln; alle diese mühsamen Arbeiten machen wir wieder.»
Dafür soll eine seiner Töchter die Nachfolge im Ausschuss der Parteileitung antreten. Magdalena Martullo-Blocher kandidiert für das Amt, obschon ihr Vater noch heute in der Zeitung «Blick» erklärt hat, dass sie dieses Amt nicht wolle. Nun sagt der 77-Jährige dazu: «Sie kommt jetzt, obwohl sie nicht will.»
Ich wollte nie in die Politik, ich wollte nie Bundesrat werden, aber ich habe es immer gemacht. Man macht eben Dinge, weil man es muss.
Gezwungen dazu habe er sie aber nicht. Das sei die Entscheidung seiner Tochter, will Vater Blocher festgehalten haben. «Aber ich gebe zu, ich wollte nie in die Politik, ich wollte nie Bundesrat werden, aber ich habe es immer gemacht. Man macht eben Dinge, weil man es muss.» Sie habe schliesslich eingesehen: «Es ist nicht so schön, wenn man diese positiven Eigenschaften hat, diesen Hintergrund hat, und es nicht macht, weil man zu bequem ist.»
Weiteres Mandat für die Vielbeschäftigte
Wer oder was zwingt Magdelena Martullo-Blocher denn, ein Amt zu übernehmen, das sie eigentlich gar nicht gesucht hat? «Die schlechte Politik, die wir momentan haben, zwingt mich, und die grossen Themen, vor allem das Europathema», sagt sie. Darum übernimmt die Unternehmerin, Mutter und Nationalrätin aus dem Kanton Graubünden jetzt auch noch diese Funktion.
Die schlechte Politik, die wir momentan haben, zwingt mich dazu.
Wie sie das alles unter einen Hut bringen will, fragt sich die Vielbeschäftigte auch. «Das ist eine grosse Frage, die ich mir gestellt habe.» Und in diesem Zusammenhang natürlich auch: «Ist es wirklich nötig, dass ich das mache? Die Partei hat ja jetzt auch andere gute Leute in den Ausschuss genommen. Aber offenbar waren sie der Meinung, dass mein Beitrag irgend etwas nützt.» Immerhin sei sie in dem Ausschuss ja nicht alleine, spricht sie sich Mut zu.