Es war ein fester Bestandteil des Sommers in Luzern. Im Juli verwandelte sich das Luzerner Seebecken jeweils zur Musikmeile. Das Blue Balls Festival lockte dann gegen 100'000 Menschen an. Grosse Namen waren im KKL zu hören: Ed Sheeran, Joss Stone, Iggy Pop oder Rita Ora.
Und dann wurde es plötzlich still: vier Jahre lang. Zuerst fiel das Blue Balls wegen Corona aus, dann wegen der Erkrankung des Festivalleiters Urs Leierer. Im September 2022 kam das definitive Aus.
Ambitioniertes Ziel
Fast zeitgleich machte sich eine musikbegeisterte Gruppe aus Luzern an ein Konzept für ein neues Festival, am gleichen Ort, mit neuen Leuten. Das Ziel war ambitioniert: Bereits im Sommer 2023 sollte ihr Festival «Luzern Live» erstmals über die Bühne.
Im Oktober 2022 gab die Stadt Luzern grünes Licht dafür. «Das war zu einem Zeitpunkt, als die meisten Festivals ihre Line-ups bereits kommuniziert hatten», erinnert sich Piero Achermann, Präsident des Vereins «Luzern Live».
Wie stampft man ein solch grosses Festival innert so kurzer Zeit aus dem Boden? «Mit viel Herzblut», sagt Piero Achermann. Und mit guter Vernetzung. Für das musikalische Programm wurde die Luzerner Booking Agentur «Orange Peel» zugezogen. Ein halbes Jahr hatte diese Zeit, Bands, Musikerinnen und Songwriter zu engagieren.
Bei den grossen internationalen Acts hatten wir tatsächlich wenig Zeit.
Es sei eine Herausforderung gewesen, sagt Mike Walker von «Orange Peel». Man müsse aber zwischen nationalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern unterscheiden: «Wenn man auf nationaler Ebene an Bands oder Newcomerinnen interessiert ist, sind die Vorlaufzeiten nicht so gross. Bei den grossen internationalen Acts hingegen hatten wir tatsächlich wenig Zeit.» Da seien sie auf Hilfe angewiesen gewesen: auf Partneragenturen oder auf die Leute, die das Booking für die Bands machten.
Kleiner und einheimischer
Zustande gekommen ist trotz allem ein ansehnliches Programm. Rund 60 Musikacts treten ab Donnerstag bei «Luzern Live» auf verschiedenen Bühnen entlang des Luzerner Seebeckens auf: im KKL zum Beispiel die bekannte britische Band «The Kooks».
Ausverkauft sind bereits die Konzerte von «Hermanos Gutiérrez» und «Black Sea Dahu». Insgesamt finden jedoch deutlich weniger Konzerte im KKL statt, als noch zu Blue Balls Zeiten.
Ein ganz bewusster Fokus setzt das Festival auf Schweizer Musik, auf einer grossen Bühne vor dem KKL. Auf Einheimisches setzen, das sei wichtig. Nicht nur in der Musik.
Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen
Und damit ist man beim Thema Nachhaltigkeit. Auch wenn das nicht einfach sei, sagt Mirco Meyer, Leiter Gastronomie am «Luzern Live»: «Wenn du ein nachhaltiges Festival durchführen willst, dann darfst du eigentlich keines durchführen, das ist uns sehr wohl bewusst.» Aber man könne auf ein paar Punkte achten.
Wenn du ein nachhaltiges Festival durchführen willst, dann darfst du eigentlich keines durchführen, das ist uns sehr wohl bewusst.
Für die Technik ist ein Unternehmen aus dem Nachbarort Emmen zuständig. Bei der Foodmeile entlang der Seepromenade – welche schon beim Blue Balls ein wichtiger Teil des Festivals ausmachte – suchte man die regionale Zusammenarbeit, sowohl bei den Lieferanten, wie bei der Gastronomie.
«Dadurch können wir Fahrwege einsparen. Und das ist nachhaltig», sagt Mirco Meyer.
Man merkt, dass hier Menschen am Drücker sind, die in der Region fest verankert sind. Dieses Lokalkolorit kommt auch bei den Foodständen zum Ausdruck: Die Holzhütten sind allesamt in den Luzerner Farben blau und weiss angemalt. Diese sollen jedes Jahr aufs neue aufgestellt werden.