Im Frühjahr setzen Gartencenter, Gärtnereien und Detailhändler Millionen von Franken mit Setzlingen und Jungpflanzen um. Das ist auch dieses Jahr wieder so, weil alle ihre Gärten neu bestellen wollen. Neu dabei ist, dass immer mehr Hobbygärtnerinnen und -gärtner nur noch Bio-Gemüse, Bio-Kräuter oder Bio-Salate in den eigenen Garten setzen wollen.
Die Nachfrage nach Bio-Setzlingen ist so gross, dass viele Züchter von Bio-Jungpflanzen mit Anbauen nicht mehr nachkommen. Deutlicher kann man es nicht mehr ausdrücken, als es die Jud Bio-Jungpflanzen AG im Thurgau tut. In grossen roten Buchstaben steht auf der Homepage: «Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir keinen Privatverkauf aufgrund von zu grosser Anfrage anbieten können.»
Viele Anfragen nicht mehr zu bewältigen
Weil die Familie Jud nicht mehr nachkommt, beliefert sie nur noch Profis mit Bio-Setzlingen – wie Gemüsebauern beispielsweise. Hobby-Gärtnerinnen und -gärtner bekommen nichts mehr. Ein anderer grosser Produzent von Bio-Setzlingen ist die Max Schwarz AG im aargauischen Villigen.
Bei dieser Gartenfirma bestätigt Christine Sieber den Boom. Noch einigermassen zu bewältigen seien die geplanten Bestellungen von Grosskunden wie Gemüsebauern, aber: «Das Problem liegt in den Spitzenwochen. Dann kommen die kurzfristigen Anfragen. Sie sind dann schlicht nicht zu bewältigen.»
Weiter sagt Sieber: «Die Setzlinge sind zudem wetterabhängig und da ist es schwierig zu wissen, wann die genau kommen. In den Spitzenwochen fehlt die Fläche und das ist überall so.» Zu wenig Fläche, zu wenig Land also für den Anbau von Bio-Setzlingen. Um die Nachfrage decken zu können.
Boom auch bei der Biodiversität
Zahlen zum gesamten Umsatz mit Bio-Setzlingen oder der Entwicklung gibt es nicht. Grosse Produzenten reden aber von einer Verdoppelung des Umsatzes mit Bio-Jungpflanzen in den letzten zwei Jahren. Die Pandemie sei nicht der einzige Auslöser des Bio-Garten-Booms.
Das sagt Madlen Neubauer von der Biogärtnerei Neubauer im thurgauischen Erlen, der ersten Biogärtnerei der Schweiz überhaupt: «Was auch boomt, ist die Biodiversität. Dazu gehören alle einheimischen Pflanzen, die für Bienen und Schmetterlinge wichtig sind. Das ist ein Segment, das auch eine grosse Nachfrage hat.»
Die Detailhändler Coop, Migros und Landi, die ebenfalls dick im Geschäft mit Setzlingen drinnen sind, bestätigen die gestiegene Nachfrage bei den Bio-Setzlingen. Bei Gartenfachgeschäft der Migros beispielsweise beträgt der Bio-Anteil schon 80 bis 90 Prozent. Mittlerweile aber bringt der Boom die Anbauer der Bio-Setzlinge von Salaten, Gemüse und Kräuter an ihre Grenzen.