Zum Inhalt springen
Audio
Nachfrage nach Bio-Setzlingen explodiert
Aus SRF 4 News aktuell vom 03.06.2022. Bild: Keystone/Archiv
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 1 Sekunde.

Boom wegen Pandemie und Klima Run auf Bio-Setzlinge übersteigt Angebot

Pandemie und Klimadebatte haben bei Hobbygärtnerinnen und –gärtnern zu einem Bio-Boom geführt. Die Produzenten sind am Anschlag.

Im Frühjahr setzen Gartencenter, Gärtnereien und Detailhändler Millionen von Franken mit Setzlingen und Jungpflanzen um. Das ist auch dieses Jahr wieder so, weil alle ihre Gärten neu bestellen wollen. Neu dabei ist, dass immer mehr Hobbygärtnerinnen und -gärtner nur noch Bio-Gemüse, Bio-Kräuter oder Bio-Salate in den eigenen Garten setzen wollen.

Die Nachfrage nach Bio-Setzlingen ist so gross, dass viele Züchter von Bio-Jungpflanzen mit Anbauen nicht mehr nachkommen. Deutlicher kann man es nicht mehr ausdrücken, als es die Jud Bio-Jungpflanzen AG im Thurgau tut. In grossen roten Buchstaben steht auf der Homepage: «Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir keinen Privatverkauf aufgrund von zu grosser Anfrage anbieten können.»

Viele Anfragen nicht mehr zu bewältigen

Weil die Familie Jud nicht mehr nachkommt, beliefert sie nur noch Profis mit Bio-Setzlingen – wie Gemüsebauern beispielsweise. Hobby-Gärtnerinnen und -gärtner bekommen nichts mehr. Ein anderer grosser Produzent von Bio-Setzlingen ist die Max Schwarz AG im aargauischen Villigen.

Setzlingverkauf in grünen Boxen mit Holzkasse
Legende: Die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich, sodass viele Amateurinnen und Amateure nicht mehr bedient werden können. Keystone/Archiv

Bei dieser Gartenfirma bestätigt Christine Sieber den Boom. Noch einigermassen zu bewältigen seien die geplanten Bestellungen von Grosskunden wie Gemüsebauern, aber: «Das Problem liegt in den Spitzenwochen. Dann kommen die kurzfristigen Anfragen. Sie sind dann schlicht nicht zu bewältigen.»

Weiter sagt Sieber: «Die Setzlinge sind zudem wetterabhängig und da ist es schwierig zu wissen, wann die genau kommen. In den Spitzenwochen fehlt die Fläche und das ist überall so.» Zu wenig Fläche, zu wenig Land also für den Anbau von Bio-Setzlingen. Um die Nachfrage decken zu können.

Boom auch bei der Biodiversität

Zahlen zum gesamten Umsatz mit Bio-Setzlingen oder der Entwicklung gibt es nicht. Grosse Produzenten reden aber von einer Verdoppelung des Umsatzes mit Bio-Jungpflanzen in den letzten zwei Jahren. Die Pandemie sei nicht der einzige Auslöser des Bio-Garten-Booms.

Das sagt Madlen Neubauer von der Biogärtnerei Neubauer im thurgauischen Erlen, der ersten Biogärtnerei der Schweiz überhaupt: «Was auch boomt, ist die Biodiversität. Dazu gehören alle einheimischen Pflanzen, die für Bienen und Schmetterlinge wichtig sind. Das ist ein Segment, das auch eine grosse Nachfrage hat.»

Aussenbereich eines Gartengeschäfts, zwei Männerbeine zu sehen, von oben fotografiert.
Legende: Bei einigen Gartenfachgeschäften beträgt der Anteil von Bio über 80 Prozent. Keystone/Archiv

Die Detailhändler Coop, Migros und Landi, die ebenfalls dick im Geschäft mit Setzlingen drinnen sind, bestätigen die gestiegene Nachfrage bei den Bio-Setzlingen. Bei Gartenfachgeschäft der Migros beispielsweise beträgt der Bio-Anteil schon 80 bis 90 Prozent. Mittlerweile aber bringt der Boom die Anbauer der Bio-Setzlinge von Salaten, Gemüse und Kräuter an ihre Grenzen.

Einschätzung von SRF-Wirtschaftsredaktorin Charlotte Jacquemart

Box aufklappen Box zuklappen

SRF News: Ist dieser Boom nachhaltig oder ist das nur eine Eintagsfliege?

Charlotte Jacquemart: Nein, der Boom bei Bio-Setzlingen scheint nachhaltig zu sein. Das sagen zumindest alle Produzenten von Bio-Jungpflanzen, mit denen ich geredet habe. Den Trend hin zu Bio-Setzlingen gab es vor der Pandemie schon. Jetzt ist das Ganze aber explodiert, weil das Bewusstsein von gesund sein, gesund essen, gärtnern ohne Pflanzenschutzmittel, ohne Gift, sich immer mehr durchsetzt.

Was sind die Gründe für die wachsende Nachfrage?

Da spielt natürlich auch die Diskussion um den Klimawandel mit oder auch die Diskussion um Pflanzenmittel, um Biodiversität und so weiter. Immer mehr Leute wollen keine leblose Thuja-Hecke mehr, die man spritzen muss, sondern lieber Bio-Beerensträucher, die Bienen und Schmetterlinge anziehen.

Das führt eben auch dazu, dass man nur noch Bio-Setzlinge in den eigenen Garten setzt. Weil man die ja dann auch noch isst. Da will man eben sicher sein, dass sie nicht behandelt sind, keine Giftstoffe drinnen haben und auf gesundem Boden gezüchtet worden sind.

Video
Aus dem Archiv: Was ist eigentlich Biodiversität?
Aus Biodiversität vom 13.03.2019.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 49 Sekunden.

Heute Morgen, 03.06.2022, 06:00 Uhr

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel