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Boomender Breitensport Mountainbiken – Wachstumsschub dank Olympia?  

Der Sport könnte zum Massenphänomen werden – dank Medaillen, Bergen und zahlungskräftiger Klientel.

«Es war grandios, ich habe es mitverfolgt und hatte auch Tränen in den Augen», erzählt Martin Welti. Der SBB-Projektleiter aus Adliswil ZH schwärmt von der Ehrung der Schweizer Mountainbikerinnen. Der Vater von Zwillingen betreibt die Disziplin persönlich, in der Freizeit mit viel Begeisterung. «Es ist vielseitig, du bist in der Natur und dem Wetter ausgesetzt.»

Wie Welti versuchen andere männliche Gleichgesinnte, ihren Kindern auf einem Stadtzürcher Pumptruck den Sport schmackhaft zu machen. Swiss-Techniker Gerardo Silva aus Nürensdorf ZH weiht seinen Filius in die Geheimnisse eines Hobbys ein, an dem er «die Natur, den Dreck, das Risiko» liebt. Sein Tipp: Downhill den Uetliberg runter, das sei der pure Adrenalinkick. Was die Schweizer Athletinnen in Tokio geleistet hätten, sei «super», doppelt Silva nach.

Chancen für Bergtourismus

Der olympische Sieg gehört den Frauen. Die Mehrheit jedoch, drei Viertel, die hierzulande auf Trails und steilen Pfaden raufstrampelt und runterbrettert, ist männlich. Eine vom Bundesamt für Sport (Baspo) herausgegebene Studie von 2020 zeigt ausserdem: Knapp 8 Prozent der Schweizer Bevölkerung ab 15 Jahren betreibt Mountainbiken. Hochgerechnet sind dies über eine halbe Million Personen. Seit 2007 hat die Outdoor-Aktivität zunehmend an Popularität gewonnen.

Wir beobachten einen Megatrend. Die Menschen wollen hinaus in die Natur.
Autor: Claude Balsiger Allegra Tourismus

«Wir hoffen, dass Mountainbiken dank dieses Sieges weiblicher wird», sagt Claude Balsiger. Der Geschäftsführer der Bündner Firma Allegra Tourismus ist überzeugt: Der Medaillensegen wird eine Sportart noch mehr in den Fokus rücken, die seit Jahren boomt und für welche die Schweiz dank ihrer Topografie geradezu prädestiniert ist. «Wir beobachten einen Megatrend. Die Menschen wollen hinaus in die Natur.»

Mountainbiken – das neue Golfen?

Allegra konzipiert Outdoor-Anlagen und berät Gemeinden beim Bau. Graubünden sei Pionierkanton, so Balsiger, das Wallis und die Zentralschweiz hätten Nachholbedarf. Viele klassische Winterdestinationen wie Arosa, Flims, Laax oder Lenzerheide seien daran, ihr Mountainbike-Netz auszubauen. «Sie sehen eine Chance, ihre Anlagen so ganzjährig auszulasten.» Mountainbiken habe grosses Wachstumspotenzial für den Sommertourismus.

Die Klientel gilt zudem als zahlungskräftig. Die Outdoor-Sportart wird bereits als «neues Golfen» bezeichnet. Schliesslich kostet ein solches Gefährt locker mehrere tausend Franken. Schon jetzt sind Mountainbike-Touren ein touristisch gewichtiger Faktor. Hochgerechnet auf die Schweizer Wohnbevölkerung generieren sie einen jährlichen Umsatz von über 300 Millionen Franken.

Verkaufsrekorde, Lieferprobleme, Wartefristen

Mögen die Vehikel noch so stolze Summen kosten, gehen sie trotzdem weg wie warme Semmeln. Waren es 2016 noch knapp 123'000 verkaufte Mountainbikes, inklusive elektrobetriebene, stieg die Zahl 2019 auf fast 147'000 Exemplare. Im letzten Jahr erreichte der Bestand, auch bedingt durch die Pandemie, fast die 200’000er-Grenze – ein neuer Rekord.

Wir können wir Nachfrage nach Mountainbikes nicht so befrieden, wie sich das unsere Kundschaft wünscht.
Autor: Renato Kuhn Velohandlung Grassi

Schon jetzt werden die Räder Mangelware. Wer eines kaufen will, muss sich gedulden. In der Aarauer Velohandlung Grassi zum Beispiel betragen die Lieferfristen laut Geschäftsführer Renato Kuhn mehrere Monate. «Wir haben fast täglich Anfragen. Aber die Hersteller kämpfen mit Lieferproblemen. Deshalb können wir die Nachfrage nach Mountainbikes nicht so befrieden, wie sich das unsere Kundschaft wünscht.»

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