Eine Studie von Sucht Schweiz hat gezeigt, dass in der Schweiz pro Jahr rund fünf Tonnen Kokain konsumiert werden. In Winterthur bei der Kokainsprechstunde melden sich Personen, die ihre Sucht belastet. Christoph Schütz ist leitender Psychologe der Sprechstunde und erzählt, wer Hilfe und Rat sucht.
SRF News: Wer kommt zu Ihnen in die Sprechstunde?
Christoph Schütz: Es sind in der Regel Männer zwischen 30 und 50 Jahren. Sie sind oft beruflich gut integriert. Es sind Geschäftsleute, aber nicht nur, es sind auch Handwerker oder Menschen, die im Gastgewerbe arbeiten. Es geht eigentlich quer durch alle Schichten durch.
Was ist an dem Klischee des koksenden Bankers dran?
Diese Patienten gibt es. Es sind tatsächlich viele, die in Stressberufen arbeiten, Banker und auch Leute in Kreativberufen, die hohe Arbeitspensen und einen hohen Stresslevel haben. Sie konsumieren Kokain quasi in der Freizeit zum Runterfahren.
Kommen auch junge Leute, die das Leben mit Kokain mehr zu geniessen glauben, zu Ihnen?
Sie sind eher selten. Wenn jemand im Umfeld einer Party oder der Street Parade konsumiert, dann ist der Rahmen für das Konsumieren klar definiert. Sie haben eigentlich keinen Leidensdruck. Sie melden sich in der Regel nicht bei uns in der Kokainsprechstunde.
Warum konsumieren mehr Männer Kokain?
Ich weiss nicht, ob Männer tatsächlich mehr Kokain konsumieren. Allerdings stellen das andere Suchtberater auch fest. Es melden sich wirklich nur sehr wenige Frauen in der Sprechstunde.
Von zehn Anmeldungen ist vielleicht eine Frau darunter, höchstens.
Ich habe dafür keine Erklärung. Natürlich konsumieren auch Frauen Kokain. Aber die sehen wir nicht, oder wirklich nur in Einzelfällen. Von zehn Anmeldungen ist vielleicht eine Frau darunter, höchstens.
Im europäischen Vergleich tauchen sehr viele Schweizer Städte in den vorderen Rängen auf, wenn es um den Kokainkonsum geht. Woran liegt das?
Ich kann mir vorstellen, dass es mit dem Wohlstand zu tun hat. Kokain ist keine billige Droge. Das Lohnniveau ist in der Schweiz eines der höchsten weltweit. Ausserdem ist die Schweiz sehr dicht besiedelt, die Zentren, die das ganze Angebot wie Clubs, Diskotheken, und so weiter bieten, sind relativ dicht beieinander.
Das Gespräch führte Linda von Burg.