- Für die geplante Hotelanlage auf dem Bürgerstock werden rund drei Viertel der insgesamt 800 Angestellten im Ausland rekrutiert.
- Die Verantwortlichen geben an, dass die meisten der in der Schweiz verfügbaren Arbeitskräfte den Jobanforderungen nicht genügen.
- Dies ist mit Blick auf den Inländervorrang brisant: Derzeit gibt es im hiesigen Gastgewerbe gegen 14'000 Arbeitslose.
Vier Hotels mit 383 Zimmer, 68 Luxuswohnungen mit Hotelservice, eine riesige Wellness-Anlage, Kur- und Konferenzsäle: 500 Millionen Franken investieren Scheichs aus Katar auf dem Bürgenstock ins grösste Hotelresort der Schweiz. Majestätisch thront die Luxus-Anlage über dem Vierwaldstättersee.
Im nächsten Sommer wollen die Besitzer das Resort der Extraklasse eröffnen. 800 Mitarbeiter sollen im Vollbetrieb (bis 2020) für das Wohl der Gäste sorgen. Bruno Schöpfer, Directing Manager des Resorts, ist noch vor der ersten Stellenausschreibung überzeugt: «70 bis 80 Prozent unserer Mitarbeiter müssen wir aus dem Ausland haben» – also gegen 600 Angestellte.
Gegenüber der SRF-«Rundschau» erklärt er weiter: «Wir haben die passenden Leute gar nicht in der Schweiz. Auch wenn die Gastronomie- und Hotellerie-Branche mit allen Mitteln versucht, Schweizer anzustellen.» Seine Erfahrung zeige, dass der Pool im Inland an qualifizierten und motivierten Fachkräften zu klein sei.
Keine Spur von Inländervorrang
Im Gastgewerbe sind gegen 14‘000 Arbeitslose in der Schweiz registriert. Kurt Simon, Leiter Arbeitsmarkt im Kanton Luzern, ist überzeugt, dass sich viele Inländer finden, die durchaus ein Jobprofil für eine Anstellung im Bürgenstock-Resort haben.
Entsprechend kritisch äussert er sich gegenüber Schöpfers Ankündigung: «Unsere Erfahrungen zeigen, dass hiesige Unternehmen nicht immer zuerst bei den ansässigen Arbeitnehmenden und Arbeitslosen suchen, wenn sie offene Stellen haben.»
Schöpfer seinerseits beschwichtigt: Man sei bestrebt, möglichst viel Personal in der Schweiz zu rekrutieren. Immerhin rund 2000 Spontanbewerbungen seien bereits eingegangen: «Aber aus diesen Bewerbungen müssen wir nach unseren sehr spezifischen Ansprüchen die Stellen vergeben», erklärt Schöpfer, «und wir brauchen junge, effiziente, spritzige Mitarbeiter die Freude haben am Service. Sonst haben wir gegen die Konkurrenz keine Chance.»
Stefan Unternährer winkt ab. Der Vertreter der Hotel- und Gastro-Union, der sich gewerkschaftlich für die Anliegen der Angestellten einsetzt, ärgert sich über solche Äusserungen: «Wir hören immer wieder, das Bewerbungsprofil eines Stellensuchenden passe nicht auf die Stelle. Doch das ist nur die halbe Wahrheit», berichtet Unternäher: Die Rekrutierung im Ausland sei für die Unternehmer zu verlockend, auch aus Lohnkostenüberlegungen.
Müssen die Bedingungen am Arbeitsplatz verbessert werden?
Neue Arbeitszeitmodelle und Jobsharing müssten auch in der Hotelbranche Einzug halten, ist Hotelliersuisse Präsident Andreas Züllig überzeugt. Der Hotelier beschäftigt selber über 60 Prozent Schweizer. «Wir haben bei uns im Hotel beispielsweise einen betreuten Kindergarten, in welchem unsere Mitarbeiter die Kinder abgeben können und dann arbeiten. So kann die Branche auch für gut qualifizierte Inländer wieder attraktiver werden.»
Doch ein neues Unternehmen wie das Bürgenstock-Resort «komme nicht darum herum, auch im Ausland zu rekurrieren, gerade im 5-Sterne-Bereich», gibt Züllig zu bedenken.
Gefahr noch höherer Lohnkosten
Die regionalen Arbeitsvermittlungsbüros (RAV) der Zentralschweiz stellen klare Forderungen an die Betreiber des Bürgenstock-Resorts.
Kurt Simon erwartet, dass die Verantwortlichen «zuerst wirklich seriös versuchen die Stellen mit ansässigen Arbeitnehmenden oder auch Arbeitslosen zu besetzen.» Dies sei ihre soziale Verantwortung. «Wir haben arbeitsmarktfähige Leute bei uns. Alleine im Kanton Luzern suchen knapp 500 Arbeitslose eine Stelle im Gastgewerbe.»
Bruno Schöpfer seinerseits beteuert, dass man möglichst viel Stellensuchende aus der Region anstelle. Ein Inländervorrang, wie es FDP-Ständerat Philipp Müller vorsehe, bedeute aber mehr Auflagen, mehr Administration und letztlich Mehrkosten. «Was die Hotellerie nicht mehr braucht, sind noch mehr Auflagen, noch mehr Richtlinien, noch mehr Administration. Das würde unserer Lohnkosten nur nochmals erhöhen.»
Noch wird fleissig gebaut hoch über dem Vierwaldstättersee. Doch die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative sorgt für Unsicherheit. Damit haben die katarischen Investoren beim Kauf eines Stücks Schweiz vor zehn Jahren kaum gerechnet.