Die Bettenkapazität in den Spitälern dürfte in rund zwei Wochen erschöpft
sein, stellt Martin Ackermann, Präsident der Covid-Taskforce, vor den Medien in Bern klar. Daran habe sich nichts geändert.
- Eine Kapazitätserhöhung der Spitalbetten werde das Problem nicht lösen. Nur das Stoppen des exponentiellen Wachstums helfe.
- Ab Montag sind gratis Corona-Schnelltests in Apotheken und Arztpraxen verfügbar.
«Leider hat sich die Lage in der vergangenen Woche so entwickelt wie wir es in den Prognosen erwartet hatten», sagte Ackermann. Die Regierung habe zwar schärfere Massnahmen angeordnet, doch diese dürften sich in den Spitälern erst in etwa zehn Tagen auswirken. «Das bedeutet leider, dass wir damit rechnen müssen, dass die Kapazitäten in unseren Spitälern überschritten werden», erklärt Ackermann.
Eingriffe werden bereits massiv reduziert
Nur das Stoppen des exponentiellen Wachstums helfe. «200 zusätzliche Intensivbetten bringen uns bei gleichbleibendem Wachstum am Schluss genau 32 Stunden», erklärte Ackermann. Man könne nicht mit linearen Massnahmen ein exponentielles Wachstum bekämpfen.
Nicht notfallmässige Eingriffe würden verschiedenen Orts bereits heute massiv reduziert. «Das ist ein massiver Eingriff in unser Gesundheitssystem», so Ackermann. Beispielsweise Tumorpatienten müssten auf ihre Operation warten.
Arztpraxen stark belastet
Auch in Arztpraxen nimmt die Belastung zu. Es werde zunehmend aufwändig, die Covid-Patienten von den anderen Erkrankten getrennt zu behandeln, erklärt die Berner Kantonsärztin Linda Nartey. Ausserdem erkranke auch das Gesundheitspersonal, das dann für die Behandlung ausfalle. Damit werde die Sicherstellung der medizinischen Behandlung zunehmend belastet.
Notfallpatienten melden sich nicht
In der Psychiatrie sieht die Tendenz nicht anders aus. Taskforce-Präsident Ackermann: «Wir erwarten, dass Institutionen der psychiatrischen Versorgung unter Druck geraten.» Es brauche nun eine «vorausschauende Pflegeplanung», sagte Ackermann. Beispielsweise sei es wichtig, über die Finanzierung der Reha nachzudenken. «Viele Covid-Patienten werden eine Reha-Therapie brauchen.»
Wenn wir alle den Ernst der Lage erkennen, können wir die Lage verbessern. Wenn wir resignieren, dann nicht.
Ackermann warnte auch davor, dass viele Notfallpatientinnen und -patienten, aus Angst, sich anzustecken, zu Hause blieben. Diese Erfahrung habe man im Frühjahr während der ersten Welle gesehen.
Weniger Disziplin als im Frühling
Ackermann machte deutlich, dass es sein könne, dass weitere Schliessungen auf Bundesebene notwendig würden. «Wenn wir alle den Ernst der Lage erkennen, können wir die Lage verbessern. Wenn wir resignieren, dann nicht.»
Nartey betont, man habe gespürt, dass nach dem Sommer die Disziplin abgenommen habe. Diese sei auch nicht dieselbe wie im Frühling. Die Bevölkerung müsse sich nun entscheiden, wieder diszipliniert zu sein, um die Kurve herunterzubringen.
Schnelltests ab Montag in Apotheken und Praxen
Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle im Bundesamt für Gesundheit (BAG), gab zudem bekannt: Ab Montag werden Schnelltests in Apotheken und Arztpraxen verfügbar sein. Der Test sei gratis und Resultate lägen innerhalb von 15 Minuten vor. Die Ergebnisse der Tests würden automatisch dem BAG übermittelt, so Masserey.
Damit würden zusätzlich rund 50'000 Tests zur Verfügung stehen. Die Kapazitäten würden durch die Schnelltests deutlich erhöht und der Zugang zu den Tests erleichtert, betonte Masserey. Empfohlen werden Schnelltests für Menschen mit Symptomen, nicht aber für Risikogruppen.