Erst die Ostern gut überstehen und dann langsam an eine Lockerung der Massnahmen denken. Das war die Stossrichtung des Bundesrates letzte Woche. Nun sind die Ostern vorbei. Doch was jetzt komme, werde nicht einfacher, warnt Bundesrat Alain Berset im Interview.
SRF News: Herr Berset, wie sehen Sie die Bilanz zu Ostern?
Bundesrat Alain Berset: Ich glaube, es ist nicht schlecht gelaufen, und man sollte die Menschen dafür auch loben. Wir haben deutlich gemacht, dass es nicht die Zeit ist, eine Reise zu unternehmen – etwa ins Tessin. Und die Leute haben sich daran gehalten. Darüber bin ich sehr froh. Denn wir verlangen schon viel von den Menschen. Das ist klar.
Die Wirtschaft übt Druck aus. Sie will rasche Lockerungen. Gleichzeitig könnte eine zweite Welle drohen, wenn man dabei zu schnell vorgeht. Wie schätzen Sie diese Gefahr ein?
Es sind ungewisse Zeiten. Man sieht, es gibt Lockerungen in gewissen Ländern. Es gibt aber auch Orte, die ihre Massnahmen erneut verschärfen, nachdem sie diese bereits einmal gelockert haben. Deshalb verdient dieses Thema wirklich grosse Beachtung. Wie genau und wie schnell wollen wir nun vorgehen bei den Lockerungen, damit das Risiko einer zweiten Welle möglichst klein bleibt? Wir sollten die nächsten Schritte unbedingt bescheiden angehen. Denn was uns erwartet, ist nicht einfach zu meistern.
Wir können uns nun Richtung Lockerung begeben. Aber es ist nicht das Ende der Krise.
Was meinen Sie damit?
Die erste Phase haben wir nicht schlecht überstanden. Doch es muss uns bewusst sein: Auch wenn es nun Lockerungen geben wird, wird es auch weiterhin besonders vulnerable Gruppen geben – Ältere, Kranke. Die Gefahr für sie bleibt, deswegen müssen wir auch sehr vorsichtig bleiben und weitermachen mit den Hygieneregeln. Vielleicht auch solange, bis es bessere Massnahmen wie etwa eine Impfung gibt.
Es ist also zu früh, eine generelle Entwarnung auszusprechen?
Wir können ein starkes positives Signal aussenden und uns in die Richtung einer langsamen Lockerung bewegen. Aber: Es ist sicher nicht das Ende der Krise.
Das Gespräch führte SRF-Bundeshausredaktor Erwin Schmid.