Ab acht Uhr tagt die Vereinigte Bundesversammlung, um zwei neue Bundesräte in die Regierung zu wählen. Doch bevor sie zur Wahl schreiten, werden die zwei scheidenden Bundesräte gewürdigt. Wie es sich gehört.
Mit der CVP-Bundesrätin Doris Leuthard tritt das dienstälteste Regierungsmitglied zurück. Sie sitzt seit 2006 im Bundesrat. Der andere scheidende Bundesrat, Johann Schneider-Ammann (FDP), wurde im September 2010 in den Bundesrat gewählt. Nach Leuthards Rücktritt ist SVP-Bundesrat Ueli Mauer der Dienstälteste im Gremium.
Für die Nachfolge von Schneider-Ammann und Leuthard setzen die CVP und die FDP je auf ein Zweier-Ticket.
Karin Keller-Sutter, Ständerätin SG/FDP
Die St. Galler Ständerätin gilt als Kronfavoritin für die Nachfolge von Johann Schneider-Ammann. Viele sehen sie bereits als gewählt. Bevor Keller-Sutter 2011 in den Ständerat gewählt wurde, war sie St. Galler Justizdirektorin. Während dieser Zeit erarbeitete sie sich einen Ruf als eine, die hart durchgreift, zum Beispiel bei Fussball-Hooligans und im Asylwesen. Keller-Sutter vertritt auch heute noch klar bürgerliche Positionen. Im Bundeshaus gilt sie mittlerweile jedoch auch als Brückenbauerin.
Hans Wicki, Ständerat NW/FDP
Der Nidwaldner Ständerat ist sich bewusst, dass er weniger Chancen auf den freiwerdenden Bundesratssitz hat als seine Kollegin. Er meinte denn auch, dass er seine Kandidatur unter das Motto «das Unmögliche möglich machen» stelle. Politisch unterscheidet er sich am markantesten im Bereich Aussenpolitik von seiner Konkurrentin. Da politisiert er eher auf Parteilinie und damit liberaler als Keller-Sutter.
Viola Amherd, Nationalrätin VS/CVP
Die Walliserin sitzt seit 2005 in Nationalrat, von 2000 bis 2012 war sie Stadtpräsidentin von Brig-Glis. Im Nationalrat zählt die Juristin zu den einflussreichsten Parlamentarierinnen. Sie fällt zwar nicht als Wortführerin bei den grossen Themen auf, dafür als stille Schafferin im Hintergrund. Amherd wird eher im linken Spektrum der CVP verortet, weil sie in gesellschaftspolitischen Fragen wie etwa der «Ehe für alle» liberal ist.
Heidi Z’graggen, Regierungsrätin UR/CVP
Z’graggen tritt als Aussenseiterin zur Wahl an. Nie sass sie im nationalen Parlament und hatte im Bundeshaus vor ihrer Nomination deshalb auch kein grosses Netzwerk. Seit 2004 ist Heidi Z’graggen Justizdirektorin des Kantons Uri. Sie gilt eher als Vertreterin des rechten CVP-Spektrums. Tatsächlich sind die Unterschiede zu Amherds Positionen jedoch minim.