Guy Parmelin, Norman Gobbi und Thomas Aeschi – alle kamen im typischen Business-Anzug und, unsichtbar, mit einem für Politiker etwas untypisch dünneren Nervenkostüm als sonst. Denn auch wer sich gut vorbereitet, hat keine Garantie für ein gutes Gelingen, weiss Thomas Aeschi: «Selbstverständlich hat man sich gewisse Fragen gestellt und überlegt, was kommen könnte. Aber am Schluss ist natürlich alles offen.»
Alle mussten sie in die Fraktionszimmer der andern Parteien, der BDP, der GLP, der FDP, der CVP. Sie beantworteten viele Fragen, darunter viele absehbare. Etwa jene nach dem Verhältnis zu den Menschenrechten, zum Völkerrecht und zum Grundrecht auf Asyl. Entsprechend war der Eindruck bei allen: Es ist gut gegangen.
Wer sind die Favoriten?
Dass ein Kandidat in den Hearings viel schlechter abgeschnitten haben könnte als die anderen, davon ist heute nichts zu hören. Einzig, dass Guy Parmelin von der FDP mit weniger kritischen Fragen konfrontiert wurde. Aber daraus lässt sich noch nicht schliessen, dass er bei den Freisinnigen zu den Favoriten gehört.
Denn einen Favoriten wollte oder konnte FDP-Fraktionschef Ignazio Cassis heute nicht vermelden: «Wir möchten uns heute nicht auf einen Namen festlegen. Im Wissen darüber, dass in den nächsten acht Tagen noch Dinge passieren und noch neue Informationen kommen können.»
SP zieht nächste Woche nach
Am nächsten Dienstag will auch die SP die offiziellen SVP-Kandidaten anhören. Die Radikalisierung der SVP mache diese Prüfung unumgänglich, schreibt sie. Die SP werde alle drei anhören, einen Favoriten gebe es nicht, unterstreicht auch Fraktionschef Roger Nordmann: «Es ist noch völlig offen.»
Und auch die CVP will sich noch nicht äussern. Nur so viel verrät sie: Unter den SVP-Kandidaten gebe es «wählbare» Kandidaten. Und die Partei ärgert sich darüber, dass die SVP einen gewählten, aber nicht offiziellen SVP-Bundesrat aus der Partei ausschliessen würde.
Ob die CVP aufgrund dieser Kritik einen anderen als einen offiziellen SVP-Kandidaten wählen wird, lässt Fraktionschef Filippo Lombardi offen: «Diese Frage wurde nicht diskutiert. Wir werden unseren Entscheid in einer Woche treffen.»
Alles bleibt also offen bis zur entscheidenden Bundesratswhal in einer Woche. Einen Trost hat Kandidat Aeschi in der Wartezeit. Am Schluss sei applaudiert worden, berichtet er. Von dem her habe er ein gutes Gefühl. Der Applaus darf aber nicht überbewertet werden, denn geklatscht wurde – ob aus Überzeugung oder Höflichkeit – bei jedem.
«Ich verstehe Englisch, aber...»
Und hinter verschlossenen Türen wurde auch gelacht. Dann etwa, wenn die drei Englisch sprechen mussten. Mit dem Verstehen sei das kein Problem, nur mit dem Argumentieren, schmunzelte Parmelin: «Ich verstehe Englisch, aber ich ziehe es vor, auf Französisch zu antworten, weil es präziser und auch einfacher für mich ist.
Von wegen Frühfranzösisch – auf alles kann man sich auch bei Hearings nicht vorbereiten.