Die Basler Medizinaltechnikfirma Medartis mit gegen 900 Angestellten ist ein Beispiel für die Dynamik des Life-Sciences-Standortes im Dreiländereck. Sie hat ihren Umsatz innert vier Jahren verdoppelt und will weiterwachsen.
Für uns ist enorm wichtig, eine Vertretung in Bern zu haben.
Zum Gedeihen einiges beitragen könne ein Bundesratsmitglied aus der Region Basel, betont ihr CEO Christoph Brönnimann: «Für uns ist es enorm wichtig, dass wir eine Vertretung haben in Bern.»
Brönnimann fordert klare Rahmenbedingungen für Export mit Europa, wohin 50 Prozent der Medartis-Produktion gehen, namentlich ein Rahmenabkommen mit der EU. Ebenso wichtig ist für ihn, unbürokratisch und schnell Mitarbeitende aus der Grenzregion anstellen zu können. Heute sei rund ein Viertel seines Personals aus dem grenznahen Ausland.
Pharma-Weltkonzerne für Basler Bundesratsvertretung
Diese Einschätzung ist der Tenor in der Wirtschaftsregion Basel. Ins gleiche Horn stossen zwei andere Stimmen, und zwar von Schwergewichten: Sowohl Novartis als auch Roche, beides Pharmakonzerne mit Sitz in Basel und je über 100'000 Angestellten weltweit, bezeichnen eine Vertretung der Region im Bundesrat explizit als «wünschenswert».
Den Wunsch teilt Martin Dätwyler, Direktor der Handelskammer beider Basel und FDP-Kantonsrat in Baselland. Es gehe um die Rahmenbedingungen. «Basel ist ja der grösste Export-Standort der Schweiz. Und so hätte man dieses Know-how direkt auch im Bundesrat drin.» Bedürfnisse wie Hindernisse wären also in der Exekutive ohne langes Erklären auf dem Tisch.
Konkret seien etwa Drittstaaten-Kontingente für hoch spezialisiertes Personal aus Staaten ausserhalb der EU speziell wichtig für die Region Basel, erklärt Saskia Schenker vom Arbeitgeberverband Region Basel und FDP-Kantonsrätin in Baselland. «Elisabeth Baume-Schneider wollte diese reduzieren, doch bei einem Bundesrat aus der Region Basel würde das nicht passieren, weil wir wissen, wie wichtig eben solche internationalen Fachkräfte sind.»
Der breite Support aus der regionalen Politik für Jans, von Grünen über die Mitte bis zur LDP, überrascht kaum. Doch für Wirtschaftsverbände und grosse Unternehmen ist Lokalpatriotismus kein Argument. Sie bringen ihre Anliegen zu Sachfragen ein, etwa bei Vernehmlassungen oder vor Abstimmungen; aus politischen Personalfragen halten sie sich in der Regel heraus. Daher fallen die Statements von Novartis und Roche auf, die man als implizite Unterstützung für Jans lesen kann.
Manchmal hilft regionaler Support. Der Wahl von Karin Keller-Sutter etwa waren Ostschweizer Rufe um einen Bundesratssitz vorausgegangen, auch seitens der Industrie- und Handelskammer.
Basel hat keinen Anspruch auf einen Bundesrat. Das Parlament entscheidet.
Beat Jans selber warnt indes vor Euphorie: «Basel hat keinen Anspruch auf einen Bundesrat. Das Parlament entscheidet, wer gewählt wird.» Er spüre in der Region grossen Support. Aber in der Bundesversammlung stelle er ganz klar fest: Eine Vertretung für Basel sei kein wichtiges Argument.
Letzter Basler Bundesrat war Hanspeter Tschudi 1960–1973, also vor 50 Jahren. 2022 scheiterte die baselstädtische Ständerätin Eva Herzog als Topfavoritin am Wahltag. Schon damals hatte Novartis eine Basler Vertretung unterstützt; Roche hatte sich nicht geäussert.