Ignazio Cassis gibt gerne den Ton an. Der 56-jährige Arzt aus dem Tessin spielt Horn und Trompete und nimmt manchmal auch seine Gitarre hervor. Dazu rennt er und ist überhaupt ständig auf Achse. Manchmal gibt Signor Cassis buchstäblich etwas gar viel Gas, was ihn einmal den Führerschein kostete.
Der Rechtsliberale gilt als charismatisch, geschickt und schlau. Er bezeichnet sich selber als knallhart und zuvorkommend. Ein Vollblutpolitiker, der es nach einem missglückten Versuch 2010 nun in die Landesregierung schaffen könnte. Seit dem Rücktritt von Bundesrat Burkhalter ist er der Favorit auf dem Nachfolgekarussell.
Der umtriebige, bestens vernetzte Cassis trägt viele Hüte. Er war Vizepräsident der Ärztevereinigung FMH und ist immer noch Präsident des Krankenkassenverbandes Curafutura und des Heimverbandes Curaviva. Dazu sitzt er in sieben Stiftungen, Vereinen und einer Genossenschaft.
Ignazio Cassis ist somit ein klarer Interessenvertreter, ein Lobbyist, aber das seien viele in der Politik, kontert er. Er bekämpft die Rentenreform 2020 vehement. Dass diese höhere Renten von 70 Franken vorsieht, ist für Ignazio Cassis «sozialpolitischer Unsinn». Doch als Bundesrat würde er mit diesen Lobby-Tätigkeiten sofort aufhören, sagte er gegenüber SRF.
Als Arzt führte er im Tessin Ende der 1980er Jahre die erste HIV-Sprechstunde ein. Dann war er Kantonsarzt und mit 46 wurde er in den Nationalrat gewählt. Er leitet die Bundeshaus-Fraktion der FDP und die Gesundheitskommission des Nationalrats.
Mit seiner Frau Paola, einer Röntgenärztin, lebt der kinderlose Kandidat in einem Haus in den Hügeln von Montagnola. Er spricht drei Landessprachen und versteht rätoromanisch.