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Chemieunfall in Pratteln Baselland eröffnet Strafverfahren wegen Chemiebrand

  • Die Staatsanwaltschaft Basel-Landschaft hat ein Strafverfahren eröffnet wegen des Chemiebrands bei der Firma Cabb vom Wochenende.
  • Beim Chemiebrand in Pratteln bekamen nicht alle die Information, dass sie Fenster und Türen schliessen sollen.
  • Warnungen mit dem Cell-Broadcast-System hätten deutlich mehr Menschen erreicht, sagt nun der Baselbieter Führungsstab.

Die Baselbieter Staatsanwaltschaft will abklären, ob «strafrechtlich relevante Handlungen zum Stoffaustritt» geführt haben. Das sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das Strafverfahren richte sich gegen eine unbekannte Täterschaft.

Die betroffene Firma Cabb in Pratteln hat nicht zum ersten Mal mit der Baselbieter Justiz zu tun. So wurde 2019 ein Mitarbeiter der fahrlässigen Tötung schuldig gesprochen. Dies, nachdem ein anderer Mitarbeiter 2014 bei einem Unfall innerhalb des Betriebes gestorben war. Der Vorgesetzte des verurteilten Mitarbeiters wurde freigesprochen.

Ungenügende Warnung beim Brand

Als es am Wochenende bei der Firma Cabb erneut zu einem Unfall kam, waren viele Menschen bereits im Bett. Die Information, dass sie Fenster und Türen schliessen sollten, haben viele nicht mitbekommen.

Auch in der Standortgemeinde Pratteln schliefen deshalb viele Menschen bei offenem Fenster. Und das, obwohl die Behörden erst Stunden nach Ausbruch des Brandes Entwarnung gaben.

Chemiegebäude in Brand, Feuerwehr löscht mit viel Wasser.
Legende: Mittels einer sogenannten Wasserwand wollte die Feuerwehr verhindern, dass sich die ausgetretenen Dämpfe ausbreiten. SRF

Hätte der Bund ein besseres Warnsystem, wäre das nicht passiert, glauben viele: Zwar schlug die «Alertswiss»-App des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz Alarm. Allerdings erreicht diese Warnung nur jene Menschen, die die App installiert und die Updates stets gemacht haben.

Ein Cell-Broadcast-System würde hingegen alle warnen, die sich mit einem Handy im betroffenen Gebiet befinden – egal, ob sie eine Warnapp auf ihrem Handy installiert haben oder nicht. «Dieses System hätte am Wochenende wohl geholfen», sagt der Leiter des Baselbieter Führungsstabs, Roman Häring. «Seitens des Kantons haben wir bereits mehrfach auf die Wichtigkeit von Cell Broadcast als zusätzlicher Kanal hingewiesen.»

Bundesrätin Amherd sprach sich dafür aus

Beim Bund stösst die Forderung auf offene Ohren. Bereits vor drei Jahren hatte sich die zuständige Bundesrätin Viola Amherd für die Einführung des Cell Broadcasts starkgemacht. «Auch in der Schweiz müssen wir die Zweckmässigkeit dieser Einrichtung prüfen», sagte sie.

Wann es so weit sein könnte, ist allerdings noch unklar. Zur Einführung braucht es eine Gesetzesänderung.

Regionaljournal Basel, 29.4.2024, 12:03 Uhr ; 

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