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Coca-Cola bekennt Farbe «Unternehmen haben die politische Sprache noch nicht drauf»

Die Schweiz hat am Sonntag Ja gesagt zu einem verstärkten Diskriminierungsschutz. Coca-Cola war im Abstimmungskampf sehr präsent – mit einer Kampagne in Regenbogenfarben. Coca-Cola positionierte sich damit klar in der Nähe der Befürworter der Vorlage. Laut Wirtschaftsethiker Thomas Beschorner werden Unternehmen zunehmend zu politischen Akteuren.

Thomas Beschorner

Wirtschaftsethiker

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Thomas Beschorner ist Professor für Wirtschaftsethik an der Universität St. Gallen.

SRF News: Haben Sie die Inserate von Coca-Cola als politisches Engagement oder schlicht als Werbung verstanden?

Thomas Beschorner: Ich habe es als ein politisches Statement aufgefasst, um sich in eine Wertediskussion, die in der Schweiz geführt wird, einzubringen. Die Anzeige war so eindeutig, dass damit implizit eine Abstimmungsempfehlung einherging. Coca-Cola Schweiz hat sich damit klar positioniert. Das können Unternehmen aus meiner Sicht durchaus tun.

In Russland hätte Coca-Cola die gleiche Kampagne wohl nicht gefahren?

Möglicherweise nicht. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt. Es ist in so einer Stimmungslage relativ leicht, sich so zu positionieren. Und es ist etwas ganz anderes, sich an anderen Orten mit dem gleichen Thema zu positionieren. Aber was Unternehmen anzuraten ist, ist konsistent zu sein, Konflikte nicht zu scheuen und sich auch mit Themen einzubringen, mit denen man möglicherweise aneckt. Das kann sogar dazu führen, dass man Kunden verliert und die Umsätze zurückgehen. Das ist dann der Lackmustest.

Position bezogen hat jüngst auch die Swiss, als sie sich von Läderach als Schokoladelieferanten trennte. Der Chef von Läderach wurde aufgrund seiner christlichen Überzeugung als frauenfeindlich und homophob bezeichnet. Reicht das, um ein Produkt aus dem Sortiment zu nehmen?

Ich finde auch das legitim. Denn an der Schokolade haften bestimmte Werte – insbesondere, wenn sich die Familie Läderach zu bestimmten Themen positioniert, die kontrovers sind, die aber nicht zur Policy der Swiss passen.

Man kann nicht auf der einen Seite sagen, wir sind tolerant gegenüber allen möglichen Gruppen, und dann die Augen davor verschliessen, wenn ein Lieferant solche Statements abgibt.

Wenn die Swiss in ihrer Unternehmensvision klar schreibt, dass jede Form von Diskriminierung für sie ein No-Go ist, dann ist es aus meiner Sicht konsequent, auch Lieferanten dahingehend zu prüfen, ob sie mit diesen Prinzipien einverstanden sind. Beziehungsweise wenn sie damit überhaupt nicht einverstanden sind, sich von einem solchen Lieferanten zu trennen.

Andererseits heisst es nun, die Swiss sei christenfeindlich. Ein Eigentor?

Das ist, was medial daraus gemacht wird. Aber es ist völlig legitim, zu sagen, Homophobie ist für uns etwas, das wir so nicht stehen lassen können und nicht zu uns als Unternehmen passt. Man kann nicht auf der einen Seite sagen, wir sind tolerant gegenüber allen möglichen Gruppen, und dann die Augen davor verschliessen, wenn ein Lieferant solche Statements abgibt.

Swiss und Coca-Cola haben sich für die Seite der gesellschaftlich offenen Schweiz entschieden, damit aber konservative Kreise verärgert. Müssen Unternehmen damit leben, wenn sie gewisse Gruppen vergraulen?

Ja. Um Werte wird gerungen und es ist durchaus positiv, dass wir unterschiedliche Werte haben. Ich habe aber den Eindruck, dass Unternehmen solche politischen Statements noch einüben müssen.

Unternehmen sind ökonomische Akteure, die die ökonomische Sprache sprechen. Jetzt sprechen sie auch die politische Sprache.

Die Swiss ist nicht offensiv mit der Frage umgegangen und hat sich nicht dazu geäussert, weshalb die Partnerschaft mit Läderach gekündigt wurde. Damit hätte man auch anders umgehen können. Unternehmen sind ökonomische Akteure, die die ökonomische Sprache sprechen. Jetzt sprechen sie auch die politische Sprache – und das haben sie wohl noch nicht so richtig gut drauf.

Das Gespräch führte Roger Brändlin.

Echo der Zeit, 10.02.20, 18 Uhr

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