Wer im bündnerischen Avers lebt, lebt eher abgeschieden. Die Zentren sind weit weg, die Pandemie ist es auch. Spürbar ist die Coronakrise in Juf, dem höchstgelegenen dauerhaft bewohnten Dorf des Landes aber trotzdem. Auswärtige kommen vermehrt nach Avers.
Es fehlen zwar die Stammgäste aus dem Ausland, doch jammern möchte im Tal kaum jemand. Denn gerade in der Pandemie sei die relative Abgeschiedenheit auf über 2'000 m.ü.M. Gold wert, sagt Gemeindepräsident Kurt Patzen. Die Invasion von Auswärtigen, die wegen Corona die Averser Abgeschiedenheit suchten, nähmen die Einheimischen locker.
Als Landwirt lebt und arbeitet er im Madris, einem Averser Seitental. Auf seinem Hof hält er 28 Mutterkühe mit ihren Kälbern, Pferde und Geissen. Kurt Patzens Ställe sind modern. Er gehe mit der Zeit, sagt er.
Die vielen Schneesportler verteilen sich. Wir haben genug Berge für alle, die kommen.
In Avers leben 170 Einwohnerinnen und Einwohner. Fast alle arbeiten im Tal. Sie sind Bauern, angestellt bei der Gemeinde oder verdienen sich ihren Lebensunterhalt im Tourismus.
Von Corona spürten die Menschen bis jetzt wenig, so Patzen. Die Maske komme nur beim Einkaufen oder in der Schule ins Gesicht.
Zuhinterst im Tal liegt auf 2126 m.ü.M. das Dorf Juf. Es gilt als höchstgelegenes ganzjährig bewohntes Dorf Europas. Markus Menn führt dort mit seiner Frau einen Laden, eine Postagentur und vermietet Zimmer. Corona sei ganz weit weg gewesen, bis der Bund die Läden geschlossen habe, sagt Menn.
Jetzt kann er zwar die Post öffnen, die Souvenirs in seinem Laden müssen aber hinter der Vitrine bleiben. Die finanziellen Einbussen akzeptiert er wie ein Naturereignis: «Irgendwie geht’s immer.» Markus Menn fehlen zurzeit die Stammgäste aus Deutschland. Trotzdem seien die Ferienwohnungen allgemein gut besucht.
In Avers sollten andere Regeln gelten. Hier sind wenig Leute, die einkaufen kommen.
Übergänge wie der Stallerberg, die Forcellina oder der Prasignolapass locken in der Pandemie Touristen an und bringen Bewegung ins Tal. In früheren Wintern sei das Tal meist sich selber überlassen gewesen, sagt Menn.
In Zeiten der Pandemie sei das Leben in den Bergen und der Abgeschiedenheit ein wenig attraktiver geworden, sagt Gemeindepräsident Kurt Patzen. Im Averstal lasse sich auch in Zukunft gut leben, wenn denn die nächste Generation die Eigenständigkeit zu achten wisse und diese pflege und hüte wie einen Schatz.