Im Fokus stehen neun Klubs aus der Super League und der Challenge League – den beiden höchsten Schweizer Fussball-Ligen also. Recherchen von Radio SRF zeigen: Sie haben rund zehn Millionen Franken zu viel erhalten vom Staat. Vereinfacht gesagt haben sie aus gleich zwei staatlichen Hilfsprogrammen Geld bezogen für dieselben Einbussen bei ihren Amateur-, Nachwuchs- und Frauenteams.
«Zur Diskussion stehen schätzungsweise sechs Millionen Franken für das Jahr 2020 und rund vier Millionen für das Jahr 2021», bestätigt das Bundesamt für Sport. An welche neun Klubs diese Doppel-Subventionen gingen, gibt das Amt nicht bekannt.
Vom Ausmass überrascht
Die zehn Millionen Franken machen ein Viertel aller staatlicher Hilfsgelder für Fussball-Profiklubs aus. Entsprechend erstaunt reagiert der St. Galler Mitte-Ständerat Benedikt Würth: «Dieser hohe Betrag überrascht mich», sagt der Präsident der für den Sport zuständigen Ständerats-Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur WBK.
Die Kommission habe Abgrenzungs-Probleme zwischen den verschiedenen Hilfsprogrammen zwar kommen sehen: «Wir haben aber gedacht, dass diese besser zu lösen sind.» Das Bundesamt für Sport erklärt die Doppel-Subventionen mit dem hohen Zeitdruck in der Pandemie und komplizierten Abgrenzungsfragen. Zudem habe das Parlament die gesetzlichen Grundlagen mehrfach geändert. Hinweise auf Betrugsabsichten gebe es nicht.
Verhandlungen über Rückzahlung
Noch steht nicht fest, wie viel die Klubs zurückzahlen müssen. Fürs erste Corona-Jahr 2020 hat das Bundesamt für Sport entschieden: Die Klubs können ihre Corona-Einbussen für jenes Jahr neu berechnen. Wenn sich dabei bislang ungedeckte Schäden ergeben, so können sie diese mit dem zu viel erhaltenen Geld decken.
Mittlerweile hat sich auch Sportministerin Viola Amherd in die Gespräche über die Rückzahlungen eingeschaltet: Ende August wird sie mit Vertretern des Schweizerischen Fussballverbands und des Sport-Dachverbands Swiss Olympic über Lösungen fürs zweite Corona Jahr 2021 diskutieren.
Keinen Kommentar zu den Doppelsubventionen und zu Rückzahlungen gibt es aus der Fussballwelt. Adrian Arnold, Sprecher des Schweizerischen Fussballverbands, verweist auf die Auskünfte des Bundesamts für Sport. Sein Verband sei sehr zuversichtlich, dass die kommenden Gespräche Klarheit schaffen und zu einem Ergebnis im Interesse aller Beteiligten führen würden.
Weitere Doppelsubventionen?
Aufarbeitung und Nachkontrollen der Corona-Hilfen im Sport, der Kultur und der Wirtschaft sind immer noch im Gang. WBK-Präsident Benedikt Würth schliesst nicht aus, dass auch in weiteren Bereichen Doppel-Subventionen ans Licht kommen: «Das Tempo der Gesetzgebung während Corona war eigentlich nicht seriös», sagt der Mitte-Ständerat. Es könne gut sein, dass es auch im Kulturbereich zu ähnlichen Diskussionen kommen werde wie jetzt im Sport.