Anfang Januar machte die Vizedirektorin des Bundesamts für Gesundheit eine Ansage: «Bis Ende Juni sollen alle Menschen in der Schweiz, die das wollen, geimpft sein.»
Zuletzt gab es aber Negativschlagzeilen rund um die Impfkampagne: Trödelkantone, die den Impfstart verschlafen haben sollen, Lieferschwierigkeiten, oder auch die Posse um einen wohlhabenden Impftouristen aus Südafrika. Im Blätterwald rauschte es.
Auch die Vizedirektorin des BAG weiss: Bund und Kantone müssen liefern. Buchstäblich. Und auch sie persönlich wird an ihrem «Impfversprechen» gemessen werden. Im Tagesgespräch von Radio SRF sagt Kronig nun: «Ich bleibe bei der Aussage. Ich bin zuversichtlich, dass wir das Ziel erreichen.»
Die Beschaffung der Impfdosen lief sehr gut für uns und wir verhandeln auch weiter.
Kritiker bemängeln das langsame Tempo der Impfkampagne. Kronig sieht den Fahrplan aber nicht gefährdet. «Wir sind auf Kurs – natürlich mit Schwankungen, die es bei solchen Projekten immer gibt.» Die verlangsamte Lieferung des Pfizer/Biontech-Impfstoffs werde voraussichtlich im «zweiten Teil des ersten Quartals» ausgeglichen.
Insgesamt hat der Bund rund 15.8 Millionen Impfdosen bei Moderna, Pfizer/Biontech und Astrazeneca bestellt. «Die Beschaffung der Impfdosen lief sehr gut für uns und wir verhandeln auch weiter.» Die Verträge seien mit klar fixierten Lieferkalendern abgeschlossen worden. «Ich bin zuversichtlich, dass diese eingehalten werden.»
Massenimpfungen ab April
Kronig rechnet damit, dass der Bund demnächst weitere Verträge mit anderen Impfstoffherstellern abschliesst. Im Februar soll die Schweiz zudem eine weitere Million Impfdosen erhalten.
Die BAG-Vizedirektorin freut sich über den Andrang: «Das deutet auf eine gute Akzeptanz hin.» Sie mahnt in der ersten Phase der Impfkampagne aber zu Geduld: «Ich verstehe die Frustration, wenn man noch warten muss.» Dass der Impfstoff zunächst knapp sei und man eine Priorisierung vornehmen müsse, sei aber von Anfang an klar gewesen.
Zuerst werden ältere und besonders gefährdete Menschen geimpft, dazu kommen exponierte Berufsgruppen wie das Pflegepersonal. Der Charakter der Impfkampagne werde sich in der zweiten Phase markant ändern, so Kronig: «Im zweiten Trimester des Jahres werden wir sehr, sehr viel impfen müssen. Das wird auch für die Kantone eine riesige Herausforderung.»
Mittlerweile sind laut dem BAG 535'115 Impfdosen ausgeliefert und 197'368 Dosen verimpft worden – also nicht viel mehr als ein Drittel der verfügbaren Dosen. Trödeln die Behörden in einer Krise historischen Ausmasses?
Die Planungen seien hochkomplex, sagt die Impfchefin des BAG zur aufkeimenden Kritik. Etwa, wenn es darum gehe, die beiden Impftermine so anzusetzen, damit sie auch von Schwankungen bei den Liefermengen nicht beeinträchtigt werden. «Und es ist auch nicht die Idee, dass man nach einer Lieferung alles sofort verimpft und dann 29 Tage nichts mehr macht.»
Und: Berg-, Flächen- oder Stadtkantone müssten sich komplett anders organisieren. «Massgeschneiderte Lösungen sind richtig und wichtig, um schnell, gut und sicher zu impfen», sagt Kronig. Zudem sei es aufwändiger, ältere und pflegebedürftige Menschen zu impfen.
Bundesrat Alain Berset gab ein weiteres ambitioniertes Ziel heraus: Bis Ende Februar sollen alle über 75-Jährigen geimpft sein. Kronig glaubt, dass auch dieses Ziel erreicht werden kann – wobei es auch bei betagten Menschen Skeptiker gebe und sich nicht alle impfen lassen möchten.