Die Nachfragen nach knusprigen Pommes frites ist derzeit im Keller. Die Lager sind voll von Pommes, die darauf warten, in die Fritteuse zu wandern. Und auch die Kartoffellager sind gut gefüllt. Der Grund: Weil die Restaurants seit dem Ausbruch der Pandemie immer mal wieder geschlossen sind, werden deutlich weniger Pommes, Pommes duchesse oder Kroketten gegessen. Die Hersteller wollen den Bauern im Herbst nun weniger Kartoffeln abkaufen. Das betrifft vor allem die Bauern in den Kantonen Bern und Freiburg – fast die Hälfte der Schweizer Kartoffeln stammen von hier.
Einer, der Kartoffeln für Pommes frites produziert, ist Hans Perler aus dem freiburgischen Guschelmuth. Dass er dieses Jahr weniger Kartoffeln an den Verarbeitungsbetrieb Frigemo verkaufen kann, treffe ihn «voll hart». «Mein Betrieb ist auf Kartoffeln ausgerichtet», sagt Perler und spricht die hohen Investitionen unter anderem für Maschinen an, die er in Vergangenheit getätigt hat. Er hofft, dass die Restaurants bald wieder uneingeschränkt Gäste bewirten können – und so der Bedarf nach seinen Kartoffeln für Frites wieder steigt.
Dass wir nun weniger Kartoffeln verkaufen können, trifft mich hart.
Bei der Frigemo AG läuft die Produktion der Pommes frites auf Hochtouren. Die Ernte im letzten Herbst war besonders gut, diese Kartoffeln müssen nun verarbeitet werden. Daniel Jenni, Mitglied der Geschäftsleitung, sagt: «Wir müssen die Kartoffeln verarbeiten, weil sie sonst faul werden.» Zusammen mit der eingebrochenen Nachfrage gibt es nun einen «Pommes-Stau».
20'000 Tonnen weniger bestellt
Insgesamt wollen die Pommes-Hersteller dieses Jahr bei den Bauern ein paar tausend Tonnen weniger Kartoffeln bestellen als in anderen Jahren. Der Geschäftsführer der Branchenorganisation Swisspatat, Christian Bucher, spricht von einer Reduktion im Rahmen von 10 bis 15 Prozent. Das sind rund 20'000 Tonnen weniger, denn es werden nicht nur weniger Pommes gegessen, betroffen sind auch andere verarbeitete Produkte wie Pommes duchesse oder Kroketten.
Der Geschäftsführer der Branchenorganisation Swisspatat betont, dass die Bereiche der Speise- und der Chips-Kartoffeln von der Kürzung nicht betroffen sind. Über alle Kartoffelprodukte gesehen mache die reduzierte Fläche der Pommes-Frites-Kartoffeln nur etwa 3 Prozent aus. Dennoch: Für die betroffenen Landwirte ist die Situation nicht einfach. «Wir versuchen, Auswirkungen der Corona-Pandemie abzufedern, damit nicht einzelne Akteure auf Kartoffeln sitzen bleiben», sagt Christian Bucher. Diese Branchenlösung wurde im letzten Sommer ins Leben gerufen.
Die tiefgekühlten Pommes sind noch bis nächstes Jahr haltbar und werden bis dann wohl ihren Weg auf die Teller finden. Anders ist es bei den Kartoffeln, die auf die Verarbeitung warten. Die Lager sind noch immer voll. Sie können nicht ewig gelagert werden, weshalb voraussichtlich 9000 Tonnen davon in den Futtertrögen von Milchkühen und Rindern landet, deutlich mehr als in anderen Jahren. 9000 Tonnen sind rund 7 Prozent der Jahresproduktion oder das, was rund 60 Bauernhöfe an Kartoffeln produzieren.
Bauer Perler im freiburgischen Guschelmuth ist froh, weiss er schon jetzt, dass die Nachfrage nach seinen Kartoffeln dieses Jahr kleiner sein wird. So kann er – ein paar Wochen vor dem Start der Saison – anders planen. Er will dieses Jahr mehr Körnermais für Tierfutter anbauen. «Das gibt zwar weniger Verdienst, ist aber besser, als Kartoffeln zu produzieren, die dann niemand will.»