Für über 700 Millionen Franken hat die Schweizer Firma Emix zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühling 2020 Masken nach Deutschland verkauft. Pro Stück verlangte sie Preise von bis nahe an 10 Franken. Die Geschäftsführer von Emix, zwei junge Zürcher Unternehmer, hatten die Geschäfte unter anderem über eine deutsche Vermittlerin eingefädelt, die für ihre Dienste rund 50 Millionen Franken Provision erhalten haben soll.
Die Staatsanwaltschaft München führt im Zusammenhang mit Schutzmaskenverkäufen der Firma Emix Ermittlungen und hat in diesem Zusammenhang den Kanton Zürich um Rechtshilfe ersucht. Diesem Anliegen wurde laut Erich Wenzinger, Sprecher der Oberstaatsanwaltschaft, entsprochen. «Derzeit ist die Staatsanwaltschaft daran, die Rechtshilfehandlungen durchzuführen», sagt Wenzinger auf Anfrage von SRF Investigativ. Zürich unterstützt also die bayrischen Strafverfolger mit Ermittlungen.
Jungunternehmer sind in München nicht beschuldigt
Die Münchner Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl gibt an, es gehe in der Strafuntersuchung um Geldwäscherei und weitere Delikte. Die beiden Emix-Geschäftsführer würden nicht als Beschuldigte im Verfahren geführt, hält sie fest. Im Fokus stehen andere in den Maskenverkauf involvierte Personen.
Anfang April waren Zahlen aus den Münchner Ermittlungen publik geworden, die neue Fragen zum Geschäft von Emix aufwarfen. So sollen die zwei Chefs in Deutschland mit Maskengeschäften über 350 Millionen Franken verdient haben. Das seien absurde Spekulationen, Emix habe eine handelsübliche Marge erzielt, betont eine Sprecherin der Firma. Sie weist darauf hin, dass die Münchner Staatsanwaltschaft denn auch Vorermittlungen des Wuchers gegen Emix eingestellt habe.
Zeuge zweifelt an Qualität
In Bayern untersucht neben der Staatsanwaltschaft München ein Ausschuss des Landtags die Maskenbeschaffungen in der Zeit der Corona-Pandemie. Das parlamentarische Gremium befragte vergangene Woche Zeugen. Die vorgeladenen Emix-Geschäftsführer verzichteten auf ein Erscheinen. Sie seien nicht verpflichtet, vor dem politisch mandatierten Ausschuss auszusagen, sagt die Sprecherin der Firma.
Ein mit der Beschaffung vertrauter Zeuge sagte bei der Befragung im Ausschuss, beim Maskenkauf von Anfang März 2020 sei auf den ersten Blick klar gewesen, dass zwei von drei von Emix vorgelegte Qualitäts-Zertifikate falsch gewesen seien. Dazu sagt die Emix-Sprecherin, vom bayerischen Gesundheitsministerium gebe es keine offenen Fragen zu Qualität und Zertifikaten der gelieferten Masken.
In Zürich läuft Strafuntersuchung
In der Schweiz hat Emix während der Corona-Pandemie Schutzmasken an die Armeeapotheke und mehrere Spitäler geliefert. Aufgrund einer Anzeige gegen die Firma eröffnete die Zürcher Staatsanwaltschaft Anfang 2021 eine Strafuntersuchung. Das Verfahren, in dem es um angeblich überhöhte Preise und die Qualität der Masken geht, läuft laut Sprecher Erich Wenzinger noch. Es gilt die Unschuldsvermutung.