Seit Montag haben auch die letzten Kantone in der Schweiz den Schulbetrieb wieder gestartet. Auffällig ist: Die Schutzmassnahmen an den Schulen sehen je nach Kanton sehr unterschiedlich aus. In manchen Kantonen wie etwa in Zürich unterscheiden sie sich sogar von Schule zu Schule. Die Zürcher Regierungsrätin Silvia Steiner ist Präsidentin der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren. Sie erklärt, wie es zu diesem Flickenteppich kommt und warum sie ihn auch sinnvoll findet.
SRF News: Viele Schülerinnen und Schüler sind nicht geimpft, können sich auch noch gar nicht impfen lassen. Trotzdem lässt der Kanton Zürich die Schulen selber wählen, ob sie eine Maskenpflicht und regelmässige Tests wollen. Sind Sie sicher, dass die Zürcher Schulkinder so gut geschützt sind?
Silvia Steiner: Ja, da bin ich mir sicher. Alle unsere Schulen müssen ein Schutzkonzept haben, sie müssen beim Contact-Tracing mitmachen und wir haben strenge Quarantänemassnahmen, wenn es Fälle gibt. Zentral ist auch, dass Personen mit Symptomen zu Hause bleiben. Da sind auf der Volksschulstufe vor allem die Eltern gefragt.
In anderen Kantonen sind die Infektionen nach den Ferien gestiegen, erste Massnahmen werden etwa in Schaffhausen bereits verschärft. Könnte der Kanton Zürich nicht von diesen Erfahrungen profitieren und Massnahmen verschärfen, bevor die Zahlen auch hier steigen?
Wir haben auf die Lösung gesetzt, dass an der Basis entschieden wird, was nötig und nützlich ist. Denn wir sind ein vielfältiger Kanton mit Schulen, die sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen haben. Wir haben eine dringende Empfehlung zum Maskentragen auf der Oberstufe und zum repetitiven Testen erlassen. Was wir aber nicht wollen: Alle dazu zwingen, auch jene Schulen, die schon von vornherein wissen, dass es nichts bringt. Zum Beispiel, weil unter den Eltern sehr viele Gegnerinnen und Gegner solcher Tests sind.
Aber reicht es, Empfehlungen auszusprechen, wenn parallel dazu die Fallzahlen steigen?
Ja, denn diese Empfehlungen werden sehr ernst genommen. Wir arbeiten auch eng mit den Schulen zusammen, wir wissen, wo der Schuh drückt und wo wir welche Möglichkeiten haben. Wir wissen aber auch, dass die Situation volatil ist. Wenn die Zahlen immer weiter steigen, werden wir auch die Massnahmen wieder verschärfen müssen.
Die aktuelle Strategie führt zu einem Flickenteppich mit verschiedenen Regeln von einer Gemeinde zur andern. Und auch die Kantone handhaben die Situation an den Schulen unterschiedlich, was Eltern und Lehrpersonen teilweise verunsichert. Warum setzt sich die Konferenz der Erziehungsdirektorinnen und -direktoren nicht für eine einheitlichere Lösung ein?
Ich glaube, dass die Schweiz genau von dieser Unterschiedlichkeit lebt. Und: Es ist das Virus, das den Flickenteppich verursacht, da es an verschiedenen Orten verschieden um sich greift. Wir haben ländliche Zonen und wir haben urbane Zentren mit grosser Mobilität. Da sind auch unterschiedliche Massnahmen gefragt. Es ist wichtig, dass wir Massnahmen ergreifen, die auch auf Akzeptanz stossen, die verstanden und befolgt werden. Einfach auf Vorrat etwas befehlen – das bringt nichts.
Das Gespräch führte Anna Wepfer.