«Bleiben Sie zuhause», lautete der Aufruf des Bundesrats im vergangenen Frühling. Und auch in diesen Tagen appellieren die Behörden wegen steigender Corona-Zahlen erneut, wenn immer möglich im Homeoffice zu arbeiten.
Nun zeigt sich: Quartier- und Dorfläden machen seit dem Ausbruch der Pandemie mehr Umsatz als in der Zeit davor. Grund - so vermuten viele Ladenbesitzerinnen und -besitzer - ist vermutlich, dass die Leute vermehrt zuhause bleiben und weniger Lust verspüren, zum Einkaufen in die Stadt zu fahren.
«Tatsächlich stellen wir fest, dass seit Corona vermehrt Kunden zu uns in den Laden kommen», sagt Fabian Berger vom Käseladen Wirth an der Colmarerstrasse in Basel, einem typischen Quartierladen. Dies bestätigt auch Jasmin Quental von der Macelleria Pippo, einer Metzgerei im St. Johann-Quartier: «Vor allem im Frühling war die Situation wahnsinnig, als noch die Grenzen zu waren und viele Kunden nicht mehr in Deutschland einkaufen konnten, kamen viele zu uns.»
Nicht nur die Lebensmittelläden scheinen vom Homeoffice zu profitieren. Man spüre eine Umsatzzunahme in den letzten Monaten, sagt auch Manuela Probst von der Buchhandlung Bachletten. Sie vermutet neben Homeoffice weitere Gründe, die zum Umsatzwachstum in ihrem Laden geführt haben: «Die Leute haben mehr Zeit, sind nicht mehr so mobil und das Kulturangebot ist zum Beispiel in einer Stadt wie Basel kaum mehr vorhanden.»
So richtig freuen will man sich in den Quartierläden über die zusätzlichen Umsätze aber nicht. Zu fest überwiegen die Bedenken vor den möglichen negativen Folgen der Corona-Pandemie für die Gesellschaft. «Man spürt die Angst und Unsicherheit der Leute», erzählt Jasmin Quental von der Macelleria Pippo. Sie stelle denn auch vermehrt Kunden fest, die zurückhaltend seien beim Einkauf von teureren Produkten.
Mehr Umsatz in den Quartieren und Dörfern dank Homeoffice - zu diesem Schluss kommt auch eine Auswertung der Zürcher Kantonalbank ZKB, welche die Umsatzzahlen ihrer Geschäftskunden ausgewertet hat (siehe Box). Die Analyse zeige, dass in den typischen Wohnregionen der Umsatz häufig mehr als doppelt so hoch sei wie im Vorjahr, während an zentralen Lagen die Umsätze eingebrochen seien.
Den Trend zu lokalen Produkten und Läden spüren wir auch in der Innerstadt.
Dies kann Matthias Böhm, Geschäftsführer der Basler Laden-Vereinigung «Pro Innerstadt» indes nicht bestätigen. Er stellt fest, dass auch im Stadtzentrum die Geschäfte trotz Homeoffice noch gut besucht seien. Aber auch hier mache sich eine Veränderung bemerkbar: «Den Trend zu lokalen Produkten und Läden spüren wir auch in der Innerstadt.» Dieser Trend sei mit Corona noch verstärkt worden, ist Böhm überzeugt. Deshalb sei für ihn denn auch nicht überraschend, dass die Leute nun vermehrt in den Quartieren einkaufen.
Böhm und die Ladenbesitzer in den Quartieren erkennen noch eine weitere Entwicklung in der Corona-Zeit. «Immer wieder kommen Kunden und sagen, sie kaufen aus Solidarität bei mir im Laden ein», erzählt Fabian Berger vom Käseladen Wirth. Bleibt für die Ladenbesitzer zu hoffen, dass diese Solidarität auch nach Corona anhält.