In der Bodensee-Region ist man sich einen regen Austausch über die Landesgrenzen hinaus gewohnt. Ein Ausflug über den See ins deutsche Friedrichshafen, Shopping in Bregenz oder eine Kaffeefahrt auf die Insel Lindau sind alltäglich. Wegen der Pandemie waren diese Ausflüge erschwert, die Schifffahrtsgesellschaften durften lange die ausländischen Häfen nicht anlaufen.
Nun sinken die Fallzahlen und das Grenzregime wurde gelockert. In der Bodensee-Region könnte wieder etwas Normalität einkehren. Ein Augenschein vor Ort zeigt aber, dass die unterschiedlichen Vorgaben mit Zertifikaten, Tests und Masken eher verwirrend als befreiend sind.
Das Kursschiff legt in Rorschach ab. Der Plan: eine typische Kaffeefahrt mit Halt in Lindau am deutschen Ufer und dann weiter nach Bregenz in Österreich. Der Fahrtwind dringt unter die Maske und etwas weiter hinten in der Nase ist noch das Gefühl vom Test-Stäbchen.
Auf dem Achterdeck sonnen sich zwei Schweizerinnen, die für ein paar Nächte nach Lindau fahren. Früher brauchte man für eine Fahrt über den Bodensee nur Euro und die ID mitzunehmen, heute sei das schon etwas kompliziert. «Wir fanden im Internet widersprüchliche Angaben, so dass wir uns schon kurz gefragt haben, wieso wir uns das antun», sagen sie.
Ein kurzer Ausflug unter 24 Stunden nach Deutschland ist einfach: Es braucht keine Anmeldung und keinen Test-Nachweis.
Beim Verlassen des Schiffs in Lindau werden die Passagiere drauf aufmerksam gemacht, dass sie hier in Bayern eine FFP2 Maske brauchen. Anders als im Rest von Deutschland, wo eine zertifizierte OP-Maske ausreicht.
Direkt an der malerischen Hafenpromenade, neben den Sonnenschirmen des «Bayrischen Hofs» in Lindau steht ein weisses Zelt: Teststation.
Hier gibt es Schnelltests ohne Anmeldung, auch für Touristinnen und Touristen. Ein junges Paar scannt gerade mit dem Handy den QR-Code beim Eingang. Es sei ihr fünfter Test im Urlaub hier in Süddeutschland.
Die Schiffsreise geht weiter nach Österreich. Für die Einreise nach Österreich mit dem Schiff reicht ein Antigen-Schnelltest der nicht älter ist als 48 Stunden.
Kaffeehalt in Bregenz: Die Wirtin Tamara Faber fragt nach einem Test-Zertifikat. Dass im Restaurant ein medizinisches Dokument kontrolliert wird, findet auch sie seltsam: «Ich habe mich noch nicht daran gewöhnt und finde es nach wie vor einen Eingriff in die Privatsphäre». Sie sei ja nicht von der Polizei oder von einem Amt.
Ich finde es einen Eingriff in die Privatsphäre, wenn ich medizinische Dokumente kontrollieren muss.
In Österreich darf nur bewirtet werden, wer getestet, genesen oder geimpft ist. Der Impfschutz gilt in Österreich am 22. Tag nach der ersten Impfung. Die Leute würden gut mitmachen. Am schlimmsten sei aber für sie als Wirtin, wenn sie einen Gast abweisen müsse, sagt Tamara Faber. Gerade bei Schweizer Touristen komme das immer wieder vor.