- Das BAG ist vorsichtig optimistisch, weil sich die Corona-Fallzahlen ein wenig zu stabilisieren scheinen.
- Das Contact Tracing bei den Kantonen sei sehr aufwändig, die Erfahrungen aber meist gut. Es gibt aber Ausnahmen.
- Die Quarantäne-Pflicht bei Heimkehrern aus Risikogebieten sei sehr schwierig zu kontrollieren.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zeigt sich erleichtert, dass bei den Coronavirus-Infektionen die Fallzahlen wieder etwas zurückgegangen sind. «Wir hatten schon dreistellige Fallzahlen letzte Woche, es scheint sich aber etwas zu stabilisieren», sagte Stefan Kuster, Leiter Übertragbare Krankheiten beim BAG an der wöchentlichen Medienkonferenz des Bundes in Bern.
Ansteckungen tief halten
Leider sei aber die Positivitätsrate von 0.4 Prozent auf 1.1 Prozent angestiegen. Damit steige auch die Zahl der Hospitalisationen. Ende Juni sei auch die Reproduktionsrate, der sogenannte R-Wert, bei 1,38 gelegen. Das bedeute, dass ein Infizierter im Durchschnitt 1.38 Personen anstecke, was steigende Fallzahlen mit sich bringe. Ziel sei es, den R-Wert auf unter 1 zu drücken, damit die Epidemie abflache.
Ansteckungen würden derzeit in den Kantonen Zürich, Aargau und Waadt verzeichnet, sagt Kuster: «Die Fälle finden vor allem in Clubs statt. Teilweise kann man sie aber auch auf Beerdigungen und ähnliche Versammlungen zurückführen.» Ein Viertel der Fälle sei aus dem Ausland importiert worden, unter anderem aus Serbien und Kosovo.
Bei der Einreise könnten in Zukunft Stichprobenkontrollen bei ausländischen Autokennzeichen stattfinden oder Bussen verteilt werden.
Anspruchsvolles Contact Tracing
Um die Epidemie im Griff zu behalten, werde bei in den Kantonen sehr viel im Contact Tracing gearbeitet. Derzeit seien mehr als 600 Personen in Isolation. «Aber teilweise melden die Kantone, es sei schwierig, die Personen zur Zusammenarbeit zu verpflichten», so Kuster.
Die guten und schlechten Erfahrungen bestätigt auch Linda Nartey, Vorsteherin des Kantonsarztamts des Kantons Bern. Das Contact Tracing laufe gut, sei «aber kein Allheilmittel».
Häufig komme es zu Verzögerungen, weil Meldefristen nicht eingehalten würden oder Telefonnummern nicht vorhanden seien und damit teilweise mehrere Tage verloren gingen, bis infizierte Personen in Quarantäne geschickt werden können, so Nartey. Viele Heimreisende würden die Quarantäne-Pflicht nicht oder schlecht einhalten und die kantonsärztlichen Dienste würden von Personen beschimpft, wenn diese in Quarantäne müssten.
Derzeit könnten die Kantone aber das Contact-Tracing selber stemmen, sagt Kantonsärztin Linda Nartey. «Eine Unterstützung des Bundes ist derzeit nicht nötig.» Stefan Kuster ergänzt, dass der Bund Szenarien bei einem Anstieg der Zahlen vorbereite.
SwissCovid-App aktivieren kann helfen
Ein wichtiges Hilfsmittel beim Contact Tracing ist die SwissCovid-App, die laut dem BAG bislang rund 1.6 Millionen Mal heruntergeladen worden ist. Die Download-Zahlen stiegen kontinuierlich, die Nutzerzahlen dagegen stagnierten in den vergangenen Tagen. Wichtig sei, dass Personen die App dann aktivieren, wenn Sie mit vielen ihnen unbekannten Menschen in Kontakt kommen. Entscheidend sei darum nicht die Zahl der Downloads, sondern die Anzahl «aktive Apps».
«Die Botschaft ist nach wie vor: Laden Sie die App herunter», sagte Kuster. Dank einer Notifikation könne man sich früher testen lassen. Auch der Datenschutz bei der SwissCovid-App sei gewährleistet.