Arbeiten im Home-Office gehört für viele Angestellte seit der Coronapandemie zum Alltag. Das Arbeiten in den eigenen vier Wänden wird in Zukunft vermutlich noch stärker gefragt sein als bisher.
Immobilienexperten sind sich einig, dass auch aus diesem Grund in den nächsten Jahren viel weniger Büroflächen benötigt werden, so etwa in Basel. Man sehe schon jetzt, dass die Nachfrage nach Geschäftsliegenschaften wegen Corona kleiner geworden ist, sagt Richard Schlägel, Leiter Immobilienkunden bei der Basler Kantonalbank BKB.
Betroffen seien insbesondere die von Corona stark betroffenen Branchen in Gastronomie oder Tourismus. Auch die aktuellste Leerstands-Statistik zu Büro- und Gewerbeflächen mit Stichtag 1. Juni bestätigt diesen Trend. «Die Nachfrage wird weiter sinken», ist Schlägel überzeugt.
Dazu kommt, dass in Basel derzeit gerade zwei grosse Firmen mit Neubauten die Zentralisierung der eigenen Arbeitsplätze vorantreiben. Das hat zur Folge, dass die bisherigen Firmen-Büros, die in der ganzen Stadt verteilt sind, ebenfalls frei werden. Der Basler Pharmakonzern Roche baut mit dem Roche Tower 2 das höchste Bürogebäude in Basel. Der Versicherungskonzern Baloise weiht am Mittwoch die Überbauung «Baloise Park» beim Bahnhof SBB ein.
Der drohende Büroleerstand ist für die Stadtplanung eine Herausforderung.
Der Trend zu leeren Büros ist auch bei den Basler Behörden nicht unbemerkt geblieben. Ein drohender Büroleerstand sei für die Stadtplanung eine Herausforderung, sagt Lukas Ott, Leiter Stadtentwicklung in Basel-Stadt: «Diese müssen wir annehmen, um Leerstände zu verhindern.» Leerstehende Büros, also Flächen, die auch andersweitig genutzt werden könnten, sind nicht im Sinn einer gelungenen Stadtplanung.
Eine Möglichkeit gegen Leerstände anzukämpfen, ist die Umwandlung von Büroflächen in Wohnungen. Der Kanton geht mit einem aktuellen Projekt mit gutem Beispiel voran: So werden an der Hochbergerstrasse die Büros des Amts für Umwelt und Energie AUE in Wohnungen umgewandelt. Nur ein paar Hundert Meter weiter im Klybeck-Quartier ist man derweil schon einen grossen Schritt weiter.
An der Klybeckstrasse 190, in einem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Chemiefirma Ciba sind in den letzten Monaten zahlreiche neue Wohnungen entstanden: von 1,5 Zimmer-Wohnungen, über Atelier bis zu speziellen Wohnungen für Wohngemeinschaften.
«Es ist heute schwierig, eine grüne Wiese zu finden, wo man bauen kann. Eine solche Umnutzung ist daher sehr sinnvoll», sagt Marco Früh von der Immobilienfirma Früh Immobilien & Partner, die den Umbau im Klybeck-Quartier geplant und umgesetzt hat. 80 Wohnungen sind so im ehemaligen Ciba-Gebäude entstanden. Insgesamt waren es gemäss dem Basler Statistik-Amt in den letzten fünf Jahren 173 Wohnungen in ganz Basel.
Wir müssen Gebäude vermehrt erhalten statt abreissen. Solche Projekte haben Zukunft.
Und: Es sollen noch mehr werden. «Wir müssen Gebäude vermehrt erhalten statt abreissen. Solche Projekte haben Zukunft», sagt Architektin Bettina Satzl, die mit ihrem Team den Wettbewerb des Kantons für den Umbau des Verwaltungsgebäudes an der Hochbergerstrasse gewonnen hat. «Ich hoffe, wir können mit unseren Projekten zeigen, dass solche Umbauten auch für private Investoren interessant sind.»
Wie viele Büroflächen in Zukunft effektiv in Wohnungen umgewandelt werden können, hängt auch davon ab, wie fest sich die Wirtschaft von Corona wieder erholt. Eine Prognose abzugeben sei schwierig, sagt Andreas Biedermann Präsident des Immobilienbranchenverbands SVIT beider Basel. «Man weiss derzeit nicht, wohin die Reise geht.»